Politik

GSG-9-Einsatz in Berlin Islamist soll Anschlag geplant haben

Mit der Festnahme eines 31-Jährigen in Berlin gelingt Ermittlern offenbar ein Schlag gegen den islamistischen Terror: Ein Tschetschene soll einen Bombenanschlag in Deutschland geplant haben. Er hatte offenbar Verbindungen zum Weihnachtsmarkt-Attentäter Anis Amri.

Schwer bewaffnete Beamte des Bundeskriminalamtes, des Berliner Landeskriminalamtes und der Spezialeinheit GSG 9 der Bundespolizei haben in Berlin einen gebürtigen Tschetschenen festgenommen, der in Pläne für einen islamistisch motivierten Bombenanschlag in Deutschland verwickelt sein soll. Bei dem Festgenommenen handelt es sich nach Angaben der Generalbundesanwaltschaft um einen 31-jährigen russischen Staatsangehörigen namens Magomed-Ali C.

Der Mann steht unter dringendem Tatverdacht, "gemeinschaftlich handelnd eine schwere staatsgefährdende Gewalttat sowie ein Explosionsverbrechen vorbereitet zu haben", wie die Bundesanwaltschaft mitteilte. Der 31-Jährige soll zusammen mit einem Komplizen, der bereits im April 2017 in Frankreich festgenommen werden konnte, einen größeren Sprengstoffanschlag geplant haben.

"Im Zuge der französischen Ermittlungen" hätten sich "Verdachtsmomente" gegen Magomed-Ali C. ergeben, heißt es in einer Mitteilung, die "im weiteren Verlauf verdichtet werden konnten und schließlich zu der heutigen Festnahme geführt haben". C. soll in seiner Wohnung in Berlin zeitweise "erhebliche Mengen" an Sprengstoff gelagert haben. Damit habe der "radikal-islamistisch gesinnte Beschuldigte" gemeinsam mit dem zwischenzeitlich in Frankreich inhaftierten Mitbeschuldigten den Bau eines Sprengsatzes vorbereitet.

"Dieser sollte zu einem nicht bekannten Zeitpunkt an einem unbekannten Ort in Deutschland gezündet werden, um eine möglichst große Anzahl an Menschen zu töten und zu verletzen", heißt es im Haftbefehl. Bei dem fraglichen Komplizen von C. handelt es sich demnach um Clément B., der französischen Anti-Terror-Ermittlern bereits vor mehr als einem Jahr in Marseille ins Netz ging.

IS-Zelle in Berlin?

Bei der Festnahme von Clément B. stellten die Ermittler damals neben einer Fahne der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) auch mehrere Schusswaffen und drei Kilogramm TATP-Sprengstoff sicher. Bei der Herstellung der hochgefährlichen Chemikalien-Mischung TATP soll Clément B. mit Magomed-Ali C. zusammengearbeitet haben. Aus der Auswertung von Videobändern, die nach der Festnahme von B. aufgefunden worden waren, ergaben sich Hinweisen, dass die Terrorvorbereitungen einem Kandidaten aus dem damals laufenden französischen Präsidentschaftswahlkampf galten.

Durch die umfangreichen Arbeiten der Ermittler entging Deutschland womöglich nur knapp einem größeren Bombenattentat: Die Anschlagsvorbereitungen der beiden Beschuldigten, heißt es weiter, seien durch eine gegen C. geführte "präventivpolizeiliche Maßnahme" gestört worden. Weitere Details, wollte die Bundesanwaltschaft vor der für Donnerstag geplanten Vorführung des Verdächtigen vor dem Ermittlungsrichter und aus Rücksicht auf die involvierten französischen Behörden nicht preisgeben.

Verbindungen zu Anis Amri

Sicher ist bislang nur, dass diese "Maßnahme" bereits am 26. Oktober 2016 stattfand. Einem Bericht des "Spiegel" zufolge wurde damals die gemeinsame Wohnung von B. und C. durchsucht. Die beiden Männer hätten daraufhin beschlossen, sich zu trennen. C. sei in Berlin geblieben, B. nach Frankreich gereist. Er wurde am 18. April 2017 - kurz vor der französischen Präsidentschaftswahl - in Marseille zusammen mit einem anderen Verdächtigen festgenommen.

Welche Erkenntnisse die Ermittler zum Verbleib des Sprengstoffs haben, der sich im Herbst 2016 in der Berliner Wohnung befunden haben soll, ist unklar. Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft sagte lediglich, dass bei der heutigen Festnahme kein Sprengstoff gefunden worden sei.

Der Fall steht offenbar auch in Verbindung zum bislang schwersten islamistisch motivierten Terroranschlag in Deutschland: Medienberichten zufolge soll Clément B. mehrfach telefonisch oder über das Internet Kontakt zu dem Berlin-Attentäter Anis Amri gehabt haben. Der Tunesier hatte im Dezember 2016 bei einem Anschlag mit einem Lastwagen auf dem Breitscheidplatz zwölf Menschen getötet. Wie Amri besuchten auch Magomed-Ali C. und Clément B. regelmäßig die inzwischen geschlossene Fussilet-Moschee in Berlin-Moabit. Erkenntnisse, dass Amri an den Anschlagsplänen von Magomed-Ali C. beteiligt war oder umgekehrt der Tschetschene am Attentat auf dem Breitscheidplatz mitwirkte, gebe es jedoch nicht, betonte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP

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