Politik

Nach tödlicher Polizistenattacke Israel lässt Großmufti wieder frei

Die israelische Polizei war mit einem Großaufgebot am Tatort.

Die israelische Polizei war mit einem Großaufgebot am Tatort.

(Foto: REUTERS)

In Jerusalem töten Angreifer zwei Polizisten und werden selbst erschossen. Die heilige Stätte wird geschlossen, das Freitagsgebet der Muslime unterbunden. Parallel dazu nimmt die Polizei den obersten muslimischen Geistlichen vorübergehend fest.

Der oberste muslimische Würdenträger Jerusalems hat wenige Stunden nach seiner Festnahme bekanntgegeben, dass er von der israelischen Polizei wieder freigelassen wurde. "Ich bin frei", sagte Großmufti Mohammed Ahmad Hussein in einem kurzen Telefonat mit der Nachrichtenagentur AFP.

Er hatte vor seiner Festnahme dagegen protestiert, dass die Al-Aksa-Moschee von den israelischen Behörden nach einem tödlichen Angriff auf israelische Polizisten für das Freitagsgebet geschlossen worden war. Drei arabische Israelis hatten die Sicherheitskräfte durch Schüsse getötet. Die Angreifer wurden dann bei ihrer Flucht zum Tempelberg getötet. Israelische Sicherheitskräfte riegelten daraufhin die gesamte Altstadt ab. Tausende von Muslimen knieten vor den Mauern der Altstadt zum Gebet nieder.

Es war das erste Mal seit dem Jahr 2000, dass die Freitagsgebete in der Al-Aksa-Moschee untersagt wurden. In der Altstadt von Jerusalem gab es zwar in den vergangenen Jahren viele - auch tödliche - Attacken, dabei wurden aber von den Angreifern keine Schusswaffen eingesetzt.

Bei den getöteten Polizisten handelte es sich um zwei Mitglieder der arabisch-drusischen Minderheit in Israel. Die Angreifer kamen nach Angaben der israelischen Polizei und des israelischen Geheimdienstes aus der Stadt Um al-Fahm im Norden Israels.

Mufti appelliert an Muslime

Am frühen Nachmittag hatte der Sohn des Großmuftis bekanntgegeben, dass der Würdenträger von der Polizei in der Altstadt festgenommen und abgeführt worden war. Nach Angaben von Husseins Sohn ging es in der Befragung bei der Polizei um den Aufruf des Muftis an Muslime, nach Jerusalem zu kommen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte an, der Tempelberg werde bis Sonntag abgesperrt bleiben, danach solle eine Evaluierung der Sicherheitslage erfolgen. Jordanien forderte die "sofortige Wiedereröffnung" für muslimische Gläubige. Das jordanische Königshaus ist Hüter der heiligen muslimischen Stätten in Jerusalem. UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte, die Vorfälle vom Freitag könnten "weitere Gewalt hervorrufen", alle Seiten müssten eine weitere Eskalation verhindern und "Verantwortung beweisen".

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte in einem Telefonat mit Netanjahu den Angriff auf die israelischen Polizisten. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete, Abbas habe "jede Gewalttat von jedweder Seite" zurückgewiesen. Netanjahu habe "alle Seiten zur Ruhe aufgefordert".

Nachdem die Freitagsgebete in der Al-Aksa-Moschee abgesagt worden waren, beteten Tausende muslimische Gläubige vor der Jerusalemer Stadtmauer. Auf dem Tempelberg befinden sich die Al-Aksa-Moschee und der Felsendom, zwei der heiligsten Stätten des Islam. Die Altstadt befindet sich in Ost-Jerusalem, das Israel während des Sechs-Tage-Kriegs 1967 besetzt und später annektiert hatte. Am Fuß des Tempelbergs steht die Klagemauer, die heiligste Stätte des Judentums.

Berlin verurteilt Angriff

Das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte den Angriff aufs Schärfste. Ein Sprecher erklärte, der Angriff werfe einen schweren Schatten auf das friedliche Miteinander der Gläubigen aller drei großen monotheistischen Weltreligionen in Jerusalem.

Seit Oktober 2015 wurden bei einer Gewaltserie in Israel und den Palästinensergebieten mehr als 280 Palästinenser, 42 Israelis und sieben Ausländer getötet. Bei der Mehrzahl der getöteten Palästinenser handelte es sich um erwiesene oder mutmaßliche Attentäter, die zumeist Messer für ihre Angriffe verwendeten.

In der Nähe von Bethlehem wurde nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in einem Flüchtlingslager ein 18-jähriger Palästinenser getötet. Der Palästinenser habe eine Schussverletzung an der Brust erlitten, als israelische Sicherheitskräfte sich in Dheischeh gewaltsame Auseinandersetzungen mit Palästinensern lieferten.

Quelle: ntv.de, tno/AFP/dpa/rts

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