"Lokale Fabriken für alles" Israel tötet führenden Hamas-Waffenbauer
08.11.2023, 11:50 Uhr Artikel anhören
Israelische Streitkräfte sind bereits "tief" in die Stadt Gaza vorgedrungen.
(Foto: via REUTERS)
Regelmäßig berichtet das israelische Militär von getöteten Hamas-Kommandeuren. Nun soll den Truppen ein deutlich wichtigerer Schlag gelungen sein und der führende Waffenkonstrukteur getötet worden sein.
Israels Militär (IDF) hat nach eigenen Angaben bei Luftangriffen auf den Gazastreifen einen hochrangigen Waffenbauer der Hamas und mehrere Kämpfer der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe getötet. Bei zwei getrennten Angriffen seien der führende Hamas-Waffenkonstrukteur Mahsein Abu Sina und Kämpfer der Extremisten-Organisation, die Panzerabwehrraketen oder Boden-Boden-Raketen abgefeuert hätten, getötet worden, teilt das Militär mit. Palästinensische Medien berichten zudem von Kämpfen militanter Palästinenser und israelischer Truppen in der Nähe des Flüchtlingslagers Al-Schati in Gaza-Stadt.
Abu Sina sei spezialisiert auf das Herstellen "strategischer Waffen und Raketen" gewesen, schreibt das israelische Militär. Er war Teil der Antwort auf die Frage, wie die Hamas überhaupt so viele Waffen anhäufen konnte. Nach Ansicht von Experten ist die Antwort eine Kombination aus List, Improvisation, Hartnäckigkeit und dem Iran.
"Der Iran hat die Hamas über Jahre mit Waffen versorgt, die dann über das Tunnelsystem in den Gazastreifen gelangt waren", sagt Daniel Byman vom CSIS-Institut dem Sender CNN. Fertige Waffen seien aber nur ein Teil. Der Iran habe auch Komponenten zum Waffenbau geliefert.
"Haben Fabriken für Mörser und Granaten"
So hat die Hamas für nahezu jede Waffe eigene Produktionsstätten. "Wir haben lokale Fabriken für alles, für Raketen mit einer Reichweite von 250 km, für 160 km, 80 km und 10 km. Wir haben Fabriken für Mörser und Granaten. ... Wir haben Fabriken für Kalaschnikows und deren Kugeln. Wir stellen die Kugeln mit der Erlaubnis der Russen her. Wir bauen sie in Gaza", wird Ali Baraka, Leiter der Beziehungen der Hamas im Ausland, zitiert.
Sobald Teile für die Produktion fehlen, beginnen die Terroristen zudem mit dem Recycling. Wenn die Infrastruktur des Gazastreifens bei israelischen Luftangriffen zerstört wird, findet das, was übrig bleibt - Bleche und Metallrohre, Betonstahl, elektrische Leitungen - seinen Weg in die Waffenwerkstätten der Hamas und wird zu Raketenrohren oder anderen Sprengkörpern, schreibt Ahmed Fouad Alkhatib vom Washington Institute.
Die Wiederverwertung nicht explodierter israelischer Munition, um deren Sprengstoff und andere Teile zu erhalten, trägt zur Versorgungskette der Hamas bei, erklärt Alkhatib. "Die IDF-Operationen versorgen die Hamas indirekt mit Materialien, die ansonsten in Gaza streng überwacht oder ganz verboten sind."
Einen Monat nach dem Massaker der islamistischen Hamas in Israel sind Bodentruppen der israelischen Streitkräfte nach eigenen Angaben "tief" in die Stadt Gaza vorgedrungen. Militärsprecher Daniel Hagari sagte am Dienstagabend: "Wir verzeichnen Erfolge, aber es liegt noch ein weiter Weg vor uns."
Seit Beginn des Militäreinsatzes griffen die israelischen Streitkräfte nach eigenen Angaben 14.000 Ziele im Gazastreifen an. Unter anderem seien in dem vergangenen Monat mehr als 100 Zugänge zu Tunneln zerstört und zahlreiche Hamas-Kommandeure getötet worden, sagte Hagari.
Quelle: ntv.de, mba/rts