Ende der großen Bodenoffensive? Israel zieht meiste Truppen aus Süden des Gazastreifens ab
07.04.2024, 12:44 Uhr Artikel anhören
Was dieser Schritt bedeutet, ist unklar: Die israelische Armee verkündet, die meisten Truppen aus Chan Junis im südlichen Gazastreifen abzuziehen. Es gehe um Erholung und die Vorbereitung weiterer Operationen, heißt es. Israelische Medien deuten den Abzug als Ende der Bodenoffensive.
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben ihre Truppen aus der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens abgezogen. "Die 98. Kommando-Abteilung hat ihren Einsatz in Chan Junis beendet", hieß es in einer Mitteilung der Armee. Sie habe den Gazastreifen verlassen, "um sich zu erholen und auf weitere Operationen vorzubereiten".
Erhebliche Truppen verblieben jedoch im Gazastreifen, "und werden die Aktionsfreiheit der israelischen Armee bewahren und ihre Fähigkeiten, präzise Operationen auf der Basis von Geheimdienstinformationen auszuführen", hieß es weiter.
Es ist bisher unklar, ob der Abzug aus Chan Junis eine wichtige Wende im Krieg oder ein neues Zwischenstadium auf dem Weg zu einem möglichen Einsatz in der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten bedeutet. Israelische Medien deuteten den Abzug jedoch als Ende der großen Bodenoffensive, die am 27. Oktober vergangenen Jahres begonnen hatte.
Künftig seien in Chan Junis nur noch gezielte, punktuelle Einsätze geplant, schrieb die Nachrichtenseite ynet. Die Armee werde es den Einwohnern, die Chan Junis verlassen haben, erlauben, in ihre Wohnungen zurückzukehren. Der Abzug umfasse drei Brigaden, nun solle nur noch eine Brigade in dem Küstenstreifen bleiben, berichtete die "Jerusalem Post". Eine israelische Brigade besteht normalerweise aus einigen Tausend Soldaten.
Neue Gesprächsrunde in Vorbereitung
Der Rückzug erfolgt zu einem Zeitpunkt, da sich Ägypten - neben Katar und den USA Vermittler in dem Krieg - auf die Ausrichtung einer neuen Gesprächsrunde vorbereitet, die die Aushandlung einer Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln zum Ziel hat.
Die Armee hatte am Samstag mitgeteilt, dass die Leiche einer Geisel in Chan Junis geborgen worden sei. Die Stadt gilt als wichtiger Stützpunkt der islamistischen Hamas. Deren Massaker an israelischen Zivilisten vor sechs Monaten mit etwa 1200 Todesopfern hatte den Krieg ausgelöst.
Israel reagierte mit dem Einmarsch in den von der Hamas beherrschten Gazastreifen. In den vergangenen Monaten konzentrierte sich die Gegenoffensive auf den Süden des Palästinensergebietes. Mehr als eine Million Menschen sind aus dem Norden vor den israelischen Angriffen in den Süden geflohen. Rafah ist zur letzten Zuflucht geworden, die Lage für die Menschen dort ist überaus schwierig. Es fehlt an Nahrung, Medikamenten und Unterkünften.
Quelle: ntv.de, mli/dpa/rts