Politik

Trotz hoher Kriegs-Zustimmung Israelis kehren Netanjahu den Rücken zu

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Seit den 90er-Jahren prägt Benjamin Netanjahu die israelische Politik in verschiedenen Ämtern.

Seit den 90er-Jahren prägt Benjamin Netanjahu die israelische Politik in verschiedenen Ämtern.

(Foto: IMAGO/Newscom / EyePress)

Viele Israelis befürworten zwar den Militäreinsatz zur Zerstörung der Hamas, Regierungschef Benjamin Netanjahu hingegen profitiert nicht davon. Ganz im Gegenteil: Laut einer neuen Erhebung wollen nur wenige, dass er langfristig im Amt bleibt. Ein Trend, der sich seit dem Angriff der Hamas beobachten lässt.

Nicht einmal jeder sechste Israeli (15 Prozent) will einer Umfrage zufolge, dass Benjamin Netanjahu auch nach dem Ende des Gaza-Krieges Ministerpräsident bleibt. Zu diesem Ergebnis kommt eine veröffentlichte Erhebung des Israel Democracy Institute (IDI) - und das, obwohl die Mehrheit der Befragten die Fortsetzung der von Netanjahu angeordneten Militäroffensive gegen die Hamas befürwortet.

23 Prozent der Befragten sprachen sich in der Umfrage für den Oppositionspolitiker Benny Gantz als Ministerpräsidenten aus, einem Politiker der Mitte und politischem Rivalen Netanjahus. Rund 30 Prozent wollten weder Netanjahu noch Gantz als Regierungschef. Gantz sitzt derzeit mit in Netanjahus Kriegskabinett. Der liberale Oppositionspolitiker Jair Lapid hatte sich dem Gremium nicht angeschlossen und dies mit der Beteiligung rechtsradikaler Parteien an der Regierung unter Netanjahu begründet.

56 Prozent der Befragten halten den Militäreinsatz für den besten Weg, die im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln aus der Hand der radikal-islamischen Hamas und ihrer Verbündeten zu befreien. 24 Prozent befürworten ein Tauschgeschäft mit der Hamas, wonach Geiseln freigelassen und im Gegenzug Palästinenser aus israelischer Haft entlassen werden sollen. Noch immer sind 129 Menschen in der Hand der Hamas. Rund 100 Geiseln kamen Ende November im Gegenzug für die Entlassung inhaftierter Palästinenser wieder frei.

Netanjahu hat die Zerschlagung der Hamas zum Ziel erklärt. Der massive militärische Druck auf den Gazastreifen ist seiner Ansicht nach von entscheidender Bedeutung dafür, dass die dort noch festgehaltenen Geiseln freikommen. Erst am Samstag hatte Netanjahu erklärt, es werde Monate dauern, bis der Sieg gegen die Hamas errungen sein wird.

Popularität seit Hamas-Angriff deutlich gesunken

Mehrere Umfragen haben bereits ergeben, dass die Popularität des Politikers vom konservativen Likud seit dem überraschenden Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und der massiven israelischen Gegenoffensive erheblich zurückgegangen ist. Einer Umfrage im Dezember zufolge wollen 69 Prozent der Israelis, dass eine Parlamentswahl abgehalten wird, sobald der Krieg beendet ist.

Kritik hatte es an Netanjahu unter anderem wegen der Justizreform gegeben, die kürzlich vom Obersten Gericht kassiert wurde. Auch gab es in den letzten Monaten Vorwürfe gegen den Regierungschef, er tue nicht genug für die Freilassung aller Geiseln. Zudem sind viele Israelis der Meinung, die Sicherheitsbehörden hätten den Angriff der Hamas am 7. Oktober vorhersehen müssen.

Netanjahu führt eine Koalition, die politisch so weit rechts steht wie keine zuvor. Ihr gehören neben seiner konservativen Partei Likud auch ultra-orthodoxe und radikale anti-liberale Parteien an. Sie alle lehnen eine Zwei-Staaten-Lösung mit den Palästinensern ab.

Quelle: ntv.de, rog/rts

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