Tories in der Krise Johnson-Vertraute tritt zurück und teilt gegen Sunak aus
26.08.2023, 22:09 Uhr Artikel anhören
Unter anderem der Stadtrat von Mid Bedfordshire in ihrem Wahlkreis hatte Nadine Dorries aufgefordert, ihr Mandat "endlich" zurückzugeben, da sie ihren Pflichten als Abgeordnete nicht mehr nachkomme.
(Foto: picture alliance / Photoshot)
Die regierenden Konservativen zerfleischen sich selbst. Nachdem bereits Ex-Premier Johnson sein Parlamentsmandat niedergelegt hat, folgt nun eine weitere seiner Vertrauten. Im Abgang teilt Nadine Dorries noch einmal kräftig gegen den eigenen Parteichef aus.
Begleitet von scharfer Kritik an Premierminister Rishi Sunak hat eine enge Vertraute von Boris Johnson ihr Mandat im britischen Parlament aufgegeben. Sie habe ihren Rücktritt eingereicht, schrieb die Abgeordnete Nadine Dorries bei X, vormals Twitter. Dorries hatte den Schritt bereits vor einigen Wochen angekündigt und war in die Kritik geraten, weil sie die Ankündigung bisher nicht wahr gemacht hatte.
Ihr Rücktritt zeigt die Zerrissenheit der konservativen Tories. Die frühere Kulturministerin nutzte die Gelegenheit für eine Abrechnung mit dem aktuellen Partei- und Regierungschef Sunak. Sie warf ihm vor, eine Kampagne gegen sie gefahren zu haben. "Die eindeutig orchestrierten und fast täglichen persönlichen Attacken zeigen das erbärmliche Niveau, auf das sich Ihre Regierung begeben hat", schrieb sie in einem Brief, den die Zeitung "Daily Mail" veröffentlichte. Sie kritisierte auch: "Seit Sie vor einem Jahr das Amt übernommen haben, wird das Land von einem Zombie-Parlament regiert, in dem nichts Sinnvolles passiert ist."
Weiterer Mandatsverlust droht
Inmitten schlechter Umfragewerte kommt auf die britischen Konservativen nun eine weitere Nachwahl zu, in Dorries' mittelenglischem Wahlkreis Mid Bedforshire. Vor wenigen Wochen hatten die Tories bei einer Nachwahl von drei bisherigen Mandaten zwei verloren.
Vor einigen Wochen hatte Dorries Sunak vorgeworfen, ihre geplante Berufung zum lebenslangen Mitglied ins House of Lords blockiert zu haben. Der Premier und seine Berater seien "privilegierte Bonzenkinder" und hätten verhindert, dass sie, "ein Mädchen, geboren in Armut in Liverpool", ins Oberhaus einzieht. Dorries selbst war schwer gerügt worden, weil sie mit anderen die Ermittlungen eines Ausschusses zur "Partygate"-Affäre kritisiert und das Komitee etwa als "kangaroo court" (Willkürgericht) beschimpft und von einer "Hexenjagd" auf Johnson gesprochen hatte.
Zuvor hatte der Ausschuss festgestellt, dass Johnson das Parlament in dem Skandal um Lockdown-Partys in der Downing Street wiederholt belogen hatte. Der Empfehlung, ihn für 90 Tage aus dem Unterhaus zu suspendieren, kam Johnson zuvor, indem er sein Mandat niederlegte.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa