Bei Angriff auf Charkiw KZ-Überlebender durch russische Bomben getötet
21.03.2022, 14:54 Uhr
In Charkiw wurden seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine mindestens 266 Zivilisten getötet.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Die Konzentrationslager Buchenwald, Peenemünde, Dora und Bergen-Belsen überlebt Boris Romantschenko. Nun aber fällt der 96-Jährige einem russischen Bombenangriff auf Charkiw zum Opfer. Dabei rechtfertigt Putin seinen Angriffskrieg mit der angeblichen "Entnazifizierung" der Ukraine.
Ein Überlebender des Konzentrationslagers Buchenwald ist nach Angaben der Gedenkstättenstiftung bei einem Bombenangriff in Charkiw getötet worden. Der 96-jährige Boris Romantschenko sei bereits am Freitag durch einen Angriff auf sein mehrstöckiges Wohnhaus in der ostukrainischen Stadt ums Leben gekommen, sagte der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner. Er berief sich dabei auf Informationen eines langjährigen Vertrauten der Stiftung in Charkiw.
Romantschenko habe die KZs Buchenwald, Peenemünde, Dora und Bergen-Belsen überlebt, teilte die Stiftung auf Twitter mit. Er sei Vizepräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora gewesen und hatte sich intensiv für die Erinnerung an die NS-Verbrechen eingesetzt. Seit den 1990er-Jahren sei er regelmäßig zu Veranstaltungen auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers bei Weimar gekommen, sagte Wagner. "Wir sind zutiefst bestürzt", schreibt die Gedenkstätte auf Twitter.
Seine Wohnung in Charkiw habe Romantschenko seit Monaten nicht verlassen - aus Angst, sich mit Corona zu infizieren. Wagner hatte sich schon zu Beginn des Krieges in der Ukraine besorgt um die dort lebenden KZ-Überlebenden gezeigt. Es sei "besonders tragisch für die ukrainischen KZ-Überlebenden, die mit den russischen Häftlingen in den Lagern gelitten haben, und die nun im Luftschutzkeller sitzen und von russischen Bomben mit dem Leben bedroht werden", hatte er gesagt. Russland rechtfertigt seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine unter anderem mit einer "Entnazifizierung" des Landes.
Quelle: ntv.de, mbu/dpa