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Tschechischer Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg ist tot

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Karel Schwarzenberg war überzeugter Europäer.

Karel Schwarzenberg war überzeugter Europäer.

(Foto: REUTERS)

Geboren in Prag, mit seiner Familie ins Exil getrieben - und 1989 nach Tschechien zurückgekehrt. Karel Schwarzenberg hatte ein bewegtes Leben, das ihn schließlich zum Außenminister seines Landes und auch in Deutschland bekannt machte. Nun stirbt er nach langer Krankheit.

Der frühere tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg ist tot. Die von Schwarzenberg mitbegründete Partei TOP 09 bestätigte dies auf ihrer Website. Tschechischen Medienberichten zufolge starb er am Samstag im Alter von 85 Jahren in einem Krankenhaus in Wien im Kreise seiner Familie nach monatelanger Krankheit.

Schwarzenberg, der in Tschechien oft einfach nur "der Fürst" genannt wurde, war einer der prominentesten Politiker des Landes. Von 2007 bis 2009 und von 2010 bis 2013 war er Chefdiplomat, im Jahr 2009 gründete er die rechtsliberale Partei TOP 09. Er galt als überzeugter Europäer. 2013 kandidierte der passionierte Pfeifenraucher für das Amt des Staatspräsidenten, in der Stichwahl unterlag er jedoch dem bis 2023 amtierenden Europaskeptiker Milos Zeman, der ihm seine kritische Haltung zur Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg vorhielt.

Vor gut zwei Wochen erhielt Schwarzenberg noch die höchste staatliche Auszeichnung Tschechiens, den Orden des Weißen Löwen. Er konnte ihn aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr persönlich entgegennehmen. Schwarzenbergs langjähriger politischer Mitstreiter und Ex-Finanzminister Miroslav Kalousek schrieb bei X: "Tschechien sollte ihm für immer dankbar sein für das, was er selbstlos für dieses Land getan hat."

Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen schrieb bei X: "Sein Leben und Wirken war von Verantwortung und Klarsicht geprägt. Liberal, konservativ, weltoffen und patriotisch, so widersprüchlich diese Begriffe wirken, in Karel Schwarzenberg fanden sie zueinander."

Exil und Rückkehr

Der 1937 in Prag geborene, für seinen feinen Humor bekannte Schwarzenberg stammte aus einer adligen Familie, die nach Machtübernahme der Kommunisten und Enteignung 1948 ins Exil nach Österreich ging. Karel Schwarzenberg studierte in Österreich und Deutschland Jura und Forstwissenschaft - und schloss "nie etwas davon ab", wie er selbst sagte. Beruflich verwaltete er später die Betriebe im Eigentum seiner Familie - darunter das Schwarzenberg-Palais mit angeschlossenem Hotel in Wien. Nach 1989 erhielt Schwarzenberg unter anderem das Schloss Orlik in Südböhmen zurück. Sein besonderes Interesse galt der Denkmalpflege. Tschechien habe zwar "kein Meer und keine Skimöglichkeiten wie die Schweiz oder Österreich, aber es hat wunderschöne Denkmäler", sagte er einmal.

Noch im Exil wurde Schwarzenberg 1984 zum Präsidenten des Internationalen Helsinki-Komitees für Menschenrechte ernannt. Nach der sogenannten "Samtenen Revolution" in der damaligen Tschechoslowakei im Jahr 1989 kam er zurück und wurde Berater des damaligen Präsidenten Václav Havel.

Als Havels Berater war Schwarzenberg unter anderem maßgeblich an dem Zustandekommen der deutsch-tschechischen Aussöhnungserklärung beteiligt. In der vom damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl und dem damaligen tschechischen Regierungschef Václav Klaus im Januar 1997 in Prag unterzeichneten Deklaration bedauert Deutschland die NS-Verbrechen in Tschechien, während Prag sein Bedauern über die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg zum Ausdruck bringt.

Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa

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