"Antisemitismus ist Schandfleck" Keir Starmer ist neuer Labour-Chef
04.04.2020, 11:56 Uhr
Viele Labour-Mitglieder hoffen mit Starmer auf einen Neuanfang.
(Foto: dpa)
Die Zeit von Jeremy Corbyn als Chef der britischen Labour-Partei ist Geschichte. Neuer Parteichef ist Keir Starmer. Das Ergebnis wird wegen der Coronavirus-Pandemie nicht wie geplant auf einem Sonderparteitag, sondern per Internet verkündet. Unmittelbar danach setzt Starmer ein Zeichen.
Keir Starmer ist zum neuen Chef der Labour-Partei und damit zum Oppositionsführer in Großbritannien gewählt worden. Das teilten die britischen Sozialdemokraten mit. Der 57-Jährige tritt die Nachfolge von Jeremy Corbyn an. Unter dessen Führung hatte Labour bei der Parlamentswahl im vergangenen Dezember die schwerste Niederlage seit 1935 eingefahren.
Partei- und Gewerkschaftsmitglieder sowie Unterstützer der größten Oppositionspartei konnten vom 21. Februar bis 2. April über seine Nachfolge abstimmen. Zur Vizechefin wurde die bisherige bildungspolitische Sprecherin Angela Rayner gewählt. Starmer setzte sich gegen seine Konkurrentinnen Rebecca Long-Bailey und Lisa Nandy durch. Seine Wahl gilt als klare Abkehr von dem stramm linksgerichteten Kurs der britischen Sozialdemokraten in den vergangenen Jahren.
Favorit und Brexit-Gegner
Der 70-jährige Altlinke Corbyn und seine Mitstreiter standen immer wieder in der Kritik, antisemitische Tendenzen in ihrer Partei zu dulden. In seiner ersten Ansprache als Parteichef entschuldigte sich Starmer dafür. "Antisemitismus ist ein Schandfleck auf unserer Partei", sagte er im britischen Fernsehen. Er wolle "dieses Gift von den Wurzeln her ausrotten".
Der 57 Jahre alte ehemalige Menschenrechtsanwalt war in der Abstimmung klarer Favorit. Er gilt als Brexit-Gegner, wird sich aber vermutlich hüten, allzu laut nach einer Verlängerung der Brexit-Übergangsphase zu rufen. "Der Streit um Verbleib oder Austritt ist vorbei", sagte er bei einer Podiumsdebatte mit seinen Konkurrentinnen im Februar.
Auch mit Kritik an der Reaktion der Regierung auf die Coronavirus-Pandemie dürfte sich Starmer zunächst zurückhalten, um nicht den Eindruck zu erwecken, politisches Kapital aus der Krise schlagen zu wollen.
Quelle: ntv.de, sba/dpa