Kaum Geländegewinne für Moskau Kiew: Rücken in der Region Cherson vor
24.04.2022, 16:17 Uhr
Ukrainische Soldaten auf dem Weg zur Front in der Nähe der ostukrainischen Stadt Isjum.
(Foto: REUTERS)
Seit Anfang der Woche verstärkt die russische Armee ihre Angriffe im Osten und Süden. Große Geländegewinne scheint sie dabei nicht zu machen. Die ukrainischen Streitkräfte melden die Rückeroberung einiger Siedlungen. Zudem attestieren britische Experten den Einheiten Moskaus eine schlechte Moral.
Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben die Kontrolle über acht Ortschaften im Gebiet Cherson im Süden der Ukraine wiedererlangt. Der ukrainische Generalstab in Kiew machte allerdings keine Angaben zu den Namen der Ortschaften oder zu ihrer genauen Lage. Das russische Militär hatte zuvor mitgeteilt, die gesamte Region Cherson eingenommen zu haben. Die Ukraine befürchtet, dass dort wie im Donbass nach dem Vorbild der von Russland anerkannten "Volksrepubliken Luhansk und Donezk" ebenfalls eine Unabhängigkeit von der Ukraine ausgerufen werden könnte.
Der Generalstab berichtete auch über den Beschuss eines russischen Militärkonvois nahe der Ortschaft Kyseliwka nordwestlich von Cherson. "Nachdem er empfindliche Verluste erlitten hat, zog sich der Feind nach Tschornobajiwka zurück", heißt es im Lagebericht. Die gesamten Tagesverluste der russischen Truppen im Gebiet Cherson bezifferte Kiew dabei auf 74 Soldaten, 2 Panzer, 1 Raketenwerfer, 6 gepanzerte Truppenfahrzeuge und 4 Drohnen.
Moskau: 150 ukrainische Kämpfer getötet
Nach Angaben aus Kiew verstärkt Russland derzeit seine Truppen nördlich der Ukraine. In die russische Region Belgorod würden zusätzliche Einheiten verlegt, teilte der ukrainische Generalstab mit. Darunter seien auch Gefechtseinheiten mit Kurzstreckenraketen vom Typ Iskander-M, die in einem Umfeld von rund 60 Kilometer Entfernung zur Grenze stationiert würden. Die Lenkraketen haben eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern und können konventionelle oder nukleare Sprengköpfe tragen.
Die russischen Streitkräfte selbst meldeten am Morgen Raketenangriffe auf Dutzende Militärobjekte und zahlreiche Stellungen des ukrainischen Militärs. Mit Hochpräzisionswaffen sei in Pawlohrad im Gebiet Dnipropetrowsk eine unterirdische Anlage zur Produktion von Munition für die ukrainischen Streitkräfte zerstört worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums Igor Konaschenkow. Im Gebiet Charkiw seien zudem vier Munitionslager und Truppenansammlungen mit Raketen beschossen worden.
Nach Angaben von Konaschenkow wurden bei den Angriffen auch 150 ukrainische Kämpfer getötet. Insgesamt wurde demnach in der orthodoxen Osternacht 423 Mal mit Raketen und Artillerie geschossen. Auch in anderen Regionen im Osten der Ukraine seien Munitionslager getroffen worden, hieß es. Überprüfbar waren diese Angaben von unabhängiger Seite nicht.
Laut britischen Angaben haben die ukrainischen Streitkräfte in dieser Woche zahlreiche russische Angriffe entlang der Kampflinie im Donbass zurückgeschlagen. Trotz einiger russischer Geländegewinne sei der Widerstand an allen Fronten stark gewesen und habe den Streitkräften Russlands erhebliche Verluste zugefügt, twitterte das britische Verteidigungsministerium aus einem regelmäßigen Lagebericht des Militärgeheimdienstes. "Die schlechte Moral der russischen Truppen und die begrenzte Zeit für die Wiederherstellung, Neuausrüstung und Reorganisation der Kräfte nach früheren Offensiven behindern wahrscheinlich die russische Kampfeffizienz."
Quelle: ntv.de, jpe/dpa/rts