Politik

Mann warf sich in Schusslinie Kinder unter den Christchurch-Opfern

Einen Tag nach dem blutigen Anschlag in der neuseeländischen Stadt Christchurch werden immer mehr Details bekannt. Laut Premierministerin Ardern befinden sich unter den 49 Toten auch Kinder. Zudem berichten Medien über den selbstlosen Einsatz eines 71-jährigen Mannes.

Bei dem Mordanschlag auf zwei Moscheen in Neuseeland hat der mutmaßlich rechtsextremistische Täter auch mehrere Kinder getötet. Dies teilte Premierministerin Jacinda Ardern bei einem Besuch in Christchurch mit. Dort kam sie auch mit Vertretern der muslimischen Gemeinschaft zusammen. Vermutet wird, dass es sich bei allen 49 Todesopfern um Muslime handelt. Darunter sind auch Flüchtlinge, die erst vor kurzem aus Ländern wie Syrien nach Neuseeland gekommen waren. Wie "NBC News" berichtet, befindet sich unter den Todesopfern auch ein 71-jähriger Mann aus Afghanistan, der sich in der Al-Nur-Moschee in die Schusslinie des Attentäters geworfen hatte, um andere Menschen zu schützen.

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Premierministerin Ardern im Gespräch mit Vertretern der muslimischen Gemeinde.

(Foto: picture alliance/dpa)

Dem mutmaßlichen Täter, dem 28 Jahre alten Australier Brenton Tarrant, wird vielfacher Mord zur Last gelegt. Er sitzt nun in einem Untersuchungsgefängnis. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft. Nach aktuellem Stand der Ermittlungen scheint er die Schüsse in den Moscheen alleine abgefeuert zu haben.

Als Reaktion auf den brutalsten Anschlag in der jüngeren Landesgeschichte will Neuseelands Regierung jetzt die Waffengesetze verschärfen. Das kündigte Premierministerin Ardern an. Sie sprach abermals von einem "terroristischen Akt". In dem Pazifikstaat darf man bislang nach einer Überprüfung durch die Behörden schon mit 16 Jahren Waffen besitzen. Der Verdächtige, der seit mehreren Jahren in Neuseeland lebt, hatte einen Waffenschein. Er war auch Mitglied in einem Schützenverein.

Waffen wurden manipuliert

Einen Tag nach der Tat machte sich Ardern in Christchurch ein Bild von der Lage. In der Nähe der Tatorte legten viele Menschen Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Viele Geschäfte blieben geschlossen. Insgesamt 39 Menschen lagen noch mit Schusswunden in verschiedenen Krankenhäusern der neuseeländischen Großstadt, elf davon befanden sich in Intensivbehandlung. Ardern besuchte auch ein Flüchtlingsheim mit Muslimen. Dabei sagte sie: "Neuseeland ist in Trauer vereint." Mit etwa 50.000 Gläubigen - darunter viele Einwanderer aus Staaten wie Pakistan und Bangladesch - sind Muslime in Neuseeland eine Minderheit. Der Pazifikstaat mit knapp fünf Millionen Einwohnern blieb bislang von Terrorismus und Amokläufen weitgehend verschont.

Nach bisherigem Ermittlungsstand drang der Täter zunächst in die Al-Nur-Moschee ein, in der sich mehr als 300 Menschen zum Freitagsgebet versammelt hatten. Dort schoss er mit mindestens zwei Schnellfeuerwaffen um sich und tötete 41 Menschen. Ardern zufolge hatte er die Waffen manipuliert, um die Schusskraft zu erhöhen. Anschließend fuhr er zu einer zweiten Moschee und brachte acht weitere Menschen um. Mit einer Helmkamera filmte er die Tat und übertrug sie live ins Internet. Das Video davon ist 17 Minuten lang. Der Premierministerin zufolge wollte der Schütze dann auch noch anderswo morden. "Er hatte absolut die Absicht, seine Attacke fortzuführen", sagte Ardern. Nachdem er die zweite Moschee verlassen hatte, sei er aber in seinem Auto von der Polizei gestoppt worden. Dort wurden auch zwei weitere Feuerwaffen und Sprengstoff sichergestellt.

Nach Angaben der Polizei vergingen vom ersten Alarm bis zur Festnahme 36 Minuten. Unklar blieb, ob zwei andere Verdächtige, die ebenfalls schon am Freitag festgenommen wurden, mit dem Australier in Kontakt standen. Im Internet kursiert auch ein 74-seitiges "Manifest" mit rechtsextremen Parolen, das von dem Australier stammen soll. Die Ermittler bestätigten bislang allerdings nicht, dass er tatsächlich der Urheber des Schreibens ist.

Tarrant schweigt zu den Vorwürfen

Zu dem Gerichtstermin wurde der mutmaßliche Täter in Handschellen und weißer Häftlingskleidung vorgeführt. Nach neuseeländischen Medienberichten äußerte er sich zu den Vorwürfen nicht. Am 5. April soll es den nächsten Gerichtstermin geben. Die Zeitung "The Australian" berichtete, dass der ehemalige Fitness-Trainer schon früher merkwürdige Kommentare von sich gegeben habe. In einem Online-Eintrag von 2011 habe er über sich geschrieben: "Ich bin ein Monster der Willenskraft. Ich brauche nur ein Ziel." 

Balkanreisen des mutmaßlichen Täters legen ideologische Verbindungen nach Europa nahe. Tarrants Helmvideo zeigt auf Waffen des Täters geschriebene Namen von Schlachten in Europa gegen die Araber oder die Osmanen, darunter mehrere auf dem Balkan. Nach Angaben der bulgarischen Justiz war der Mann 2016 und 2018 unter anderem in Serbien, Bosnien-Herzegowina und Bulgarien.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa

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