Nach heftigen Überschwemmungen Klima-Forscher fordern mehr Wetterstationen in Afrika
17.11.2022, 20:29 Uhr
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Regenzeit im Tschadseebecken so nass ist wie in diesem Jahr, hat sich um das 80-fache erhöht.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Wie wirkt sich der Klimawandel auf Afrika aus? Zuletzt kommt es infolge massiver Regenfälle zu Überschwemmungen im Tschadseebecken. Wissenschaftler der World Weather Attribution Group werten nun Studien zu Extremwetter-Ereignissen aus - und weisen auf fehlende Infrastruktur hin.
Damit sich die Auswirkungen des Klimawandels in Afrika besser abschätzen lassen, sind nach Forscherangaben dringend mehr Wetterstationen nötig. Mangels Daten können Wissenschaftler oft nicht herausfinden, ob der Klimawandel an einer großen Dürre und infolge dessen an einer Nahrungskrise beteiligt war. Um den Einfluss der Erderwärmung auf den Kontinent zu verstehen, sei es "von entscheidender Bedeutung", in ein Netzwerk von Regenmessern zu investieren, schreiben Forscher in einer Studie der World Weather Attribution Group.
Demnach konnten die Wissenschaftler in der Studie über eine Dürre im Jahr 2021, die die Ernteerträge in Mali, Burkina Faso, Niger, Nigeria und Tschad verringerte und darauffolgend in diesem Jahr zu einer Nahrungsmittelkrise führte, den Einfluss des Klimawandels nicht abschätzen, da es an zuverlässigen Daten von Wetterstationen mangelte. Die Studie konzentrierte sich auf die Regenzeit 2021 in der Sahelzone, die normalerweise von Juni bis August dauert und die Ernteerträge des folgenden Jahres stark beeinflusst. 2021 begann sie demnach spät und war kürzer und trockener als üblich. Die Trockenperiode fiel in eine kritische Zeit für Regenfeldbau und führte zu einem Produktionsrückgang.
Mehr als 800 Tote durch Überschwemmung
In einer weiteren Studie zu jüngsten Extremereignissen in Westafrika gelang es den Forschern dagegen, einen Zusammenhang mit dem Klimawandel herzustellen: Sie kamen zu dem Schluss, dass die starken Regenfälle, die zwischen Juni und Oktober in Nigeria, Niger, Tschad und weiteren Ländern zu Überschwemmungen mit mehr als 800 Toten führten, durch den Klimawandel um ein Vielfaches wahrscheinlicher wurden. Die Wissenschaftler stellten anhand von Wetterdaten und Computersimulationen fest, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit, dass die Regenzeit im Tschadseebecken so nass ist wie in diesem Jahr, um das 80-fache erhöht hat, und dass die diesjährige Regenzeit um 20 Prozent nasser war, als sie es ohne den Einfluss des Klimawandels gewesen wäre.
Allerdings sei das genaue Ausmaß des Einflusses des Klimawandels ungewiss ist, da die Niederschläge in der Region sehr unterschiedlich sind. An den Studien im Rahmen der World Weather Attribution Group waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Afrika, Europa und den USA beteiligt.
Quelle: ntv.de, mne/dpa