Erbschein des Altkanzlers Kohls Witwe ist Alleinerbin
14.10.2017, 12:28 Uhr
Maike Kohl-Richter heiratete den Altkanzler 2008.
(Foto: dpa)
Die Familienverhältnisse von Altkanzler Kohl gelten zum Zeitpunkt seines Todes als zerrüttet. Kohl hat keinen Kontakt zu seinen Söhnen, lebt zurückgezogen mit seiner zweiten Frau. Maike Kohl-Richter ist auch die einzige, die er in seinem Testament bedenkt.
Die Witwe von Helmut Kohl, Maike Kohl-Richter, ist nach "Spiegel"-Informationen die Alleinerbin des im Juni verstorbenen Altkanzlers. Dies gehe aus dem Erbschein hervor, den das Nachlassgericht in Ludwigshafen am Rhein am 10. August ausgestellt habe, berichtete das Nachrichtenmagazin. Bislang war die Frage der Erbschaftsregelung öffentlich nicht bekannt.
Kohl hinterließ seine zweite Ehefrau und zwei Söhne aus erster Ehe, sowie mehrere Enkel. Das Verhältnis zwischen Maike Kohl-Richter und den Söhnen Walter und Peter gilt als zerrüttet. Walter Kohl hatte mehrere Wochen nach dem Tod seines Vaters in einer Talkshow gesagt, es habe noch zu Lebzeiten Kohls eine "juristische Klärung" der Erbfrage innerhalb der Familie gegeben. "Da ist alles geklärt. Das Thema Erbschaft in der Familie ist komplett erledigt." Dabei ließ er allerdings offen, an wen das Erbe geht.
Was wird aus den alten Akten?
Mit der Alleinerben-Regelung haben die Söhne Anspruch auf einen Pflichtteil. Zum Nachlass Kohls zählen auch Akten, auf die das Bundesarchiv Anspruch erhebt. Auch bei der CDU-nahen Konrad Adenauer Stiftung liegen noch Akten, die Kohl nach seiner Wahlniederlage 1998 aus dem Kanzleramt dorthin bringen ließ.
Walter Kohl hatte sich auch für eine Stiftung ausgesprochen, in der alle Familienmitglieder außen vor bleiben sollen. "Sie sollte an einem neutralen staatlichen Ort - Beispiel Bundesarchiv - aufgehängt sein, sie sollte von Fachleuten, von Historikern, von kompetenten, objektiven Menschen geleitet werden", ergänzte er. Die komplette Dokumentation solle offen und öffentlich zur Verfügung stehen - so wie bei der früheren britischen Regierungschefin Margaret Thatcher.
"Genau das wünsche ich mir für das Vermächtnis meines Vaters - und damit natürlich auch für das Vermächtnis meiner Mutter, denn ohne meine Mutter wäre mein Vater nie der geworden, der er ist", sagte Walter Kohl. Kohl-Richters Anwalt Stephan Holthoff-Pförtner hatte im Juni die Gründung einer eigenen Stiftung für den Nachlass angekündigt.
Quelle: ntv.de, sba/AFP