Gouverneure berichten von Befehl Kreml bestreitet zweite Einberufungswelle
12.10.2022, 15:32 Uhr
Ein Rekrut wird im Moskauer Patriot-Park für den Fronteinsatz in der Ukraine ausgebildet.
(Foto: picture alliance/dpa/Russian Defense Ministry Press Service/AP)
Putins Teilmobilmachung sorgt in Russland für Unruhe und Massenflucht. Als zwei Gouverneure nun eine zweite Einberufungswelle ankündigen, wiegelt der Kreml eilig ab. Derweil gibt es Berichte über massive Rekrutierungen in Gefängnissen und Straflagern.
In Russland findet nach Darstellung des Präsidialamtes keine verstärkte Mobilmachung von Reservisten statt. "Es gibt keine neue Welle", sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow vor der Presse. Er reagierte damit auf Berichte einiger Vertreter von Regionalbehörden, sie würden verstärkt militärisch erfahrene Männer zur Armee einberufen. Peskow forderte Journalisten auf, bei den einzelnen Gouverneuren direkt nachzufragen, was sie mit einer verstärkten Einberufung meinten.
Vertreter zweier russischer Regionen hatten diese Woche erklärt, sie hätten neue Befehle zur Mobilmachung erhalten. Der Gouverneur von Rostow sagte, er habe einen "neuen Mobilmachungsauftrag" erhalten. Der stellvertretende Gouverneur der Region Kursk wurde mit den Worten zitiert, man habe ein "zweites" Mobilmachungsziel erhalten. Dies nährte die Befürchtung, es könne eine zweite Einberufungswelle geben. Zehntausende Russen haben sich bereits ins Ausland abgesetzt, um sich der Einberufung zu entziehen.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden in den ersten Wochen nach der Ankündigung der Teilmobilmachung durch Präsident Wladimir Putin mehr als 200.000 Reservisten eingezogen. Eine konkrete Zahl hatte Putin in seinem Dekret nicht genannt. Dem Vorschlag von Verteidigungsminister Sergej Schoigu zufolge sollen 300.000 Männer mit militärischer Erfahrung einberufen werden, um den Militäreinsatz in der Ukraine zu unterstützen.
Kreml-Truppen suchen Verstärkung in Straflagern
Zugleich berichteten regierungskritische russische Medien und Bürgerrechtler, dass inzwischen auch die reguläre russische Armee in Gefängnissen und Straflagern neue Soldaten für den Krieg in der Ukraine anwirbt. "Seit Ende September hat das Verteidigungsministerium mit der Anwerbung von Verurteilten begonnen", teilte das Internetportal "Waschnyje Istorii" mit. Das kremlkritische Medium berichtet von Besuchen der Militärs in Strafkolonien im Gebiet Rjasan bei Moskau und in Stawropol im Nordkaukasus. Generäle würden den Gefangenen ihre Freilassung nach dem Einsatz versprechen. Zuvor hatten bereits die Bürgerrechtler von Gulagu.net über Abwerbungsversuche im Gebiet Nischni Nowgorod berichtet. Bereits seit Sommer wirbt die vom Putin-Vertrauten Jewgeni Prigoschin finanzierte Söldnertruppe "Wagner" Strafgefangene für den Einsatz in der Ukraine an.
Wie viele russische Soldaten in dem am 24. Februar von Russland begonnenen Krieg getötet oder verletzt wurden, teilte die Regierung in Moskau nicht mit. Russland spricht weiterhin nicht von Krieg, sondern von einem militärischen Sondereinsatz.
Quelle: ntv.de, mau/rts