Moskau führt Videos an Kreml wirft Kiew Exekution von Kriegsgefangenen vor
18.11.2022, 22:49 Uhr
Nach der Befreiung zahlreicher Ortschaften entdeckten ukrainische Streitkräfte zahlreiche Massengräber.
(Foto: picture alliance/dpa/CTK)
Russische Soldaten sind in der Ukraine für etliche Kriegsverbrechen verantwortlich. Doch nun wirft Moskau Kiew die Hinrichtung mehrerer Kriegsgefangener vor. Als Beleg führt der Kreml zwei Videos an.
Russland hat Kiew vorgeworfen, mehrere Soldaten hingerichtet zu haben, während sich diese gerade ergeben hätten. Das russische Verteidigungsministerium sprach in einer Mitteilung von dem "vorsätzlichen und methodischen Mord an mehr als zehn gefesselten russischen Soldaten", denen "in den Kopf geschossen" worden sei.
Die Ausführungen beziehen sich auf zwei jeweils 30 Sekunden lange Videos in Online-Netzwerken, die vorgeben, die Leichen von russischen Soldaten zu zeigen, die sich ukrainischen Soldaten ergeben hätten und dann getötet worden seien. Die ukrainische Regierung äußerte sich zu den Aufnahmen bislang nicht.
Ein Video zeigt Soldaten, die sich offenbar mehreren Männern in Tarnkleidung und gelben Armbinden ergeben. Die mutmaßlich russischen Soldaten treten mit erhobenen Händen aus einem Gebäude und legen sich auf den Boden. Dabei hört man eine Person hinter der Kamera rufen: "Offizier, wer ist bei dir? Sind alle rausgegangen? Kommen Sie raus!" Das Video stoppt abrupt, als eine bewaffnete Person aus dem Gebäude tritt und Schüsse fallen.
Ob es sich bei der bewaffneten Person um einen russischen Soldaten handelt und ob er wirklich das Feuer eröffnet, ist nicht zweifelsfrei zu klären. Sollte es aber so sein, wäre es ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Demnach ist das Vortäuschen der Absicht, unter einer Parlamentärflagge zu verhandeln oder sich zu ergeben, verboten.
Ein weiteres Video zeigt aus der Vogelperspektive die Leichen von etwa zehn Soldaten, umgeben von Blutlachen in Kopfhöhe. Dabei handelt es sich offenbar um die Soldaten, die sich zuvor ergeben hatten.
Ort erst kürzlich durch Ukraine befreit
Das russische Verteidigungsministerium machte keine Angaben dazu, wann die Videos aufgenommen wurden. Laut dem Verifizierungsteam von RTL /ntv zeigen die Videos dieselbe Stelle in dem Ort Makijiwka in der Region Luhansk und sind spätestens am 12. November aufgezeichnet worden. Das Dorf Makijiwka wurde erst kürzlich von der ukrainischen Armee befreit.
Den Recherchen von RTL/ntv zufolge wurde die Drohnenaufnahme der toten Soldaten bereits vor einigen Tagen von ukrainischer Seite im Netz verbreitet, mit dem Hinweis, die Männer seien durch ukrainischen Mörserbeschuss ums Leben gekommen. Diese Behauptung erscheint aufgrund der sichtbaren Verletzungen im Kopfbereich, der Anordnung der Leichen und des nun aufgetauchten zweiten Videos aber fraglich.
Die Ukraine und Russland beschuldigen sich gegenseitig der Misshandlung von Kriegsgefangenen. Die UNO veröffentlichte in dieser Woche einen Bericht, wonach Kriegsgefangene auf beiden Seiten Folter und Misshandlungen ausgesetzt sind.
Quelle: ntv.de, jpe/AFP