Eine Spur freigegeben Krim-Brücke laut Moskau teils wieder für Autos befahrbar
18.07.2023, 01:18 Uhr Artikel anhören
Auf der äußersten Spur soll es wieder möglich sein zu fahren, berichtet Moskau.
(Foto: dpa)
Ein Abschnitt ist aufgespalten, die Fahrbahn neigt sich: Die Schäden an der Krim-Brücke sind nach der Explosion in der vergangenen Nacht beträchtlich. Zunächst heißt es aus Moskau, Autos könnten hier für Wochen nicht mehr fahren. Jetzt soll die Verbindung jedoch zum Teil wieder frei sein.
Auf der Krim-Brücke ist russischen Angaben zufolge eine Spur wieder für den Straßenverkehr freigegeben. "Der Autoverkehr auf der Krim-Brücke ist auf der äußersten rechten Spur entgegen der üblichen Fahrtrichtung wiederhergestellt worden", schreibt der stellvertretende russische Ministerpräsident Marat Chusnullin auf seinem Telegram-Kanal.
Zuvor hatte die Regierung in Moskau angekündigt, dass der Verkehr auf der strategisch wichtigen Brücke zwischen der Halbinsel Krim und dem russischen Festland bis Mitte September ausgesetzt bleibt. Erst dann sollte ursprünglich der Verkehr in eine Richtung wieder freigegeben werden. So hatte es Chusnullin am Montag bei einem im Fernsehen übertragenen Gespräch mit Präsident Wladimir Putin dargestellt. Bis zum 1. November seien wieder beide Richtungen befahrbar.
Putins Prestigeprojekt war in der Nacht durch Explosionen beschädigt worden, der zweite derartige Angriff seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Russischen Angaben zufolge starben zwei Menschen. Putin machte die Ukraine verantwortlich und kündigte Vergeltung an.
Die Auto- und Eisenbahnbrücke überspannt die Meerenge zwischen dem Schwarzen und dem Asowschen Meer. Die Bahnstrecke wurde den russischen Angaben zufolge bei dem Angriff nicht beschädigt. Über die Brücke liefert Russland einen großen Teil des Nachschubs für seine Truppen in der von ihnen größtenteils besetzten südukrainischen Region Cherson. Auf einem Video, das von lokalen Medien verbreitet wurde, war ein aufgespaltener Straßenabschnitt zu sehen, der sich zu einer Seite hin neigte.
Putin hatte die Brücke 2018 persönlich eingeweiht, vier Jahre nachdem Russland die ukrainische Halbinsel annektiert hatte. Am Montag sprach er im Fernsehen von einem sinnlosen und grausamen Akt der Regierung in Kiew. Die Brücke sei seit Monaten nicht mehr dazu genutzt worden, die Streitkräfte zu versorgen. Das Verteidigungsministerium bereite Vorschläge für eine Reaktion vor.
Zuvor hatte eine Sprecherin des Außenministeriums erklärt, Hilfe für den Angriff sei von den USA und Großbritannien gekommen. "Der Angriff auf die Krim-Brücke heute wurde von dem Regime in Kiew verübt. Bei diesem Regime handelt es sich um ein terroristisches, und es weist alle Merkmale einer international organisierten Verbrecherbande auf."
Auch aus der Ukraine selbst kamen Hinweise, dass die Ukraine dahinterstecken könnte. Nachdem es aus dem Militär zunächst hieß, es könne sich um eine Provokation Russlands handeln, berichteten drei ukrainische Medien, der Vorfall gehe auf den ukrainischen Inlandsgeheimdienst SBU und die Marine zurück. Alle drei berufen sich auf mindestens einen nicht näher beschriebenen Insider. Es seien Drohnen eingesetzt worden. Ein Sprecher des SBU verwies gegenüber dem Nachrichtendienst RBC Ukraine auf frühere Aussagen von SBU-Chef Wasyl Maljuk, dass es in einem Krieg gerechtfertigt sei, Versorgungsrouten des Feindes zu unterbrechen.
Im Oktober 2022 kam es zu einer ersten Explosion auf der Brücke, die dabei zu großen Teilen zerstört wurde. Auch damals machte Russland die Ukraine verantwortlich. Die räumte das erst Monate später indirekt ein. Nach der teilweisen Reparatur fuhr Putin in einem Mercedes im Dezember über die 19 Kilometer lange Brücke.
Quelle: ntv.de, jog/rts