Politik

Nach Kritik an Militärführung Russland wechselt Kommandeur in der Ukraine aus

Surowikin kommandierte russische Soldaten unter anderem an den Kriegsschauplätzen in Syrien und Tschetschenien.

Surowikin kommandierte russische Soldaten unter anderem an den Kriegsschauplätzen in Syrien und Tschetschenien.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Die Misserfolge der russischen Armee in der Ukraine sind inzwischen so unübersehbar, dass auch in dem Land selbst die Kritik immer lauter wird. Nun reagiert der unter Druck stehende Verteidigungsminister und ernennt einen neuen, kriegserfahrenen Kommandeur für den Angriffskrieg im Nachbarland.

Die russischen Truppen in der Ukraine haben nach zahlreichen Niederlagen bei ihrem Angriffskrieg nun einen neuen Kommandeur. Der 55 Jahre alte Armeegeneral Sergej Surowikin sei von Verteidigungsminister Sergej Schoigu eingesetzt worden, um die "militärische Spezialoperation" zu führen, teilte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow in Moskau mit.

Schoigu kommt damit nach Meinung von Kommentatoren seinen Kritikern entgegen, die angesichts von Niederlagen eine Neuaufstellung der Truppen in der Ukraine gefordert hatten. Die Lage war zuletzt von kremlnahen Militärbloggern als chaotisch und katastrophal beschrieben worden. Die Kriegsreporter, Feldkommandeure und die private Kampftruppe Wagner reagierten Medien zufolge begeistert auf die Ernennung des "verantwortungsbewussten" Soldaten. Surowikin gilt als Offizier mit breiter Erfahrung in Kriegen, darunter in der Vergangenheit auch in Syrien und davor in der russischen Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus.

Verschärfte Kritik nach Rückzug

Surowikin befehligte bisher die Streitkräfte "Süd" der russischen Armee in der Ukraine, wie aus einem Bericht des Verteidigungsministeriums vom Juli hervorgeht. Der Name des bisherigen Kommandeurs des Einsatzes in der Ukraine war nie offiziell genannt worden. Aber russischen Medienberichten zufolge war dies Alexander Dwornikow, der ebenfalls zuvor in Tschetschenien und in Syrien im Einsatz gewesen war.

Vor Surowikin stehen angesichts der vielen Erfolge der ukrainischen Armee bei ihrer Verteidigungsoffensive und der Rückeroberung vieler Ortschaften große Herausforderungen. Die russische Armee hatte sich zuletzt aus dem Gebiet Charkiw zurückgezogen und musste auch die strategisch wichtige Stadt Lyman im Gebiet Donezk aufgeben. Das hatte die Kritik an der russischen Militärführung noch einmal deutlich verschärft.

Kremlchef Wladimir Putin hatte angesichts dessen im September eine Teilmobilmachung angeordnet, die neben neuen Befehlshabern eine Wende bringen soll für Russland in der Ukraine. Es sollen etwa 300.000 Reservisten eingezogen werden, um die besetzten Teile der Gebiete Cherson, Saporischschja, Luhansk und Donezk zu halten und verlorene Regionen zurückzuerobern.

Russland hatte sich die in großen Teilen besetzten Gebiete nach Scheinreferenden über einen Beitritt zu seinem Staatsgebiet unter internationalem Protest einverleibt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angekündigt, alle besetzten Gebiete zu befreien - einschließlich der bereits 2014 von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

(Dieser Artikel wurde am Samstag, 08. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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