"Jill ist eine F****" "Laptop from Hell" lässt den Bidens keine Ruhe
12.07.2022, 18:24 Uhr
Hunter Biden mit seiner Frau Melissa Cohen im Weißen Haus.
(Foto: REUTERS)
Alte Sexvideos sowie Beschimpfungen gegen seine Stiefmutter bringen Hunter Biden wieder in die Schlagzeilen. Aber das Problem dürfte nicht so sehr der mögliche Einfluss auf das öffentliche Bild des US-Präsidenten sein, sondern ein fast unmöglich einzuschätzender Effekt für die Demokraten insgesamt.
Für den Boulevard ist es ein gefundenes Fressen, politische Analysten können wieder unken. Hunter Biden, der skandalträchtige Sohn des US-Präsidenten Joe, wird für Schlagzeilen genutzt. Über die Backup-Funktion seines iPhones sollen Hacker eine ganze Reihe von Textnachrichten rekonstruiert haben, die er im Jahr 2018 mit Familienmitgliedern austauschte, schreiben verschiedene Medien. Zudem veröffentlichte die britische "Daily Mail" einen ausführlichen Bericht mit Fotos, Videos und offiziellen Dokumenten darüber, dass er innerhalb von fünf Monaten 30.000 US-Dollar für Prostituierte ausgab.
Hunters Bruder Beau war im Jahr 2015 an Krebs gestorben. Hunter betäubte sich mit Alkohol, magerte ab, wurde auch süchtig nach Crack. Im Jahr 2017 ließ sich seine Frau von ihm scheiden und 2018 waren er und Hallie Biden, die Witwe seines Bruders, kurzzeitig ein Paar. Er hatte zu dieser Zeit weiterhin schwere Drogenprobleme, war mehrmals in Entzugskuren und wurde wieder rückfällig. Von seinen Treffen mit den Prostituierten machte Hunter auch Fotos und Videos. Der Secret Service, verantwortlich für die Sicherheit der Präsidentenfamilie, teilte mit, der potenzielle Hackerangriff auf die iCloud von Hunter sei ihnen bekannt und die verschiedenen Ermittlungsbehörden alarmiert.
Die veröffentlichten Details aus diesen Jahren stammen vom berüchtigten "Laptop from Hell", der im Wahlkampf zwischen Joe Biden und Donald Trump eine Rolle spielte. Der "Laptop aus der Hölle" soll wegen eines Wasserschadens in Bidens Heimatstaat Delaware von Hunter zur Reparatur abgegeben worden sein. Der Besitzer hatte eine Datenkopie angefertigt, bevor Ermittler vom FBI das Gerät im Jahr 2019 mitnahmen. Gegen Hunter Biden wird in Steuerangelegenheiten ermittelt. Angeklagt ist er nicht, laut US-Medien ist der US-Präsident selbst kein Teil der Ermittlungen.
Familie im Fokus
Republikaner versuchen seit Jahren, einen Interessenskonflikt des US-Präsidenten zu konstruieren, der mit Geschäftsbeziehungen der Familie Biden in der Ukraine, Russland und China zu tun hat. In der Zeit von Bidens Vizepräsidentschaft war Hunter beim ukrainischen Gasunternehmen Burisma beschäftigt. Wegen familiärer Interessen wäre Vater Joe als Präsident womöglich erpressbar, raunten die Konservativen. Inzwischen ist die Existenz des Laptops und der geschäftlichen E-Mails praktisch belegt. Zuletzt sahen Republikaner einen Interessenskonflikt bei Biden wegen des Verkaufs von Ölreserven auf dem Weltmarkt.
Selbst wenn diese neuen Veröffentlichungen das öffentliche Bild des US-Präsidenten negativ beeinflussen sollten, einen bedeutenden Unterschied dürften sie für ihn selbst derzeit nicht machen. Der Demokrat hängt seit langem im Umfragetief fest, nur 38,5 Prozent der US-Amerikaner sind mit seiner Amtsführung einverstanden, 56 Prozent sind unzufrieden. Auch unter Demokraten wachsen die Zweifel an ihrem Präsidenten: 64 Prozent ihrer Wähler sagen aktuell, sie würden einen anderen Kandidaten bevorzugen.
Zuletzt sagte zwar Vizepräsidentin Kamala Harris, Biden habe vor, sich erneut zur Wahl zu stellen. Aber bis dahin sind es noch mehr als zwei Jahre. Zunächst einmal sind alle Augen auf die Kongresswahlen am 8. November gerichtet. Dann wird sich entscheiden, ob die Demokraten wenigstens die Mehrheit im Senat werden halten können. Sehr vieles deutet darauf hin, dass die Republikaner mindestens das Repräsentantenhaus erobern. Das Problem: Die öffentliche Meinung über den Präsidenten beeinflusst auch das allgemeine Wahlverhalten bei den sogenannten midterms. Wenden sich Wähler von Biden ab, kostet das indirekt Sitze im Kongress.
Harte Worte in Textnachrichten
In den von Boulevardmedien veröffentlichten Nachrichten schreibt Hunter unter anderem, seine Stiefmutter Jill sei eine "rachsüchtige Minderbemittelte". Die Frau des US-Präsidenten hatte ihn demnach dazu gedrängt, in den Drogenentzug zu gehen. "F*** meine Stiefmutter dafür, dass sie immer eine genauso egoistische, lächerliche, selbstgerechte F**** ist wie Du", beschimpfte er den Meldungen zufolge seine kurzzeitige Partnerin Hallie.
Seinem Onkel schrieb er einige Tage später, wie er Jill beschimpft haben wollte. In seinem schlimmsten betrunkenen Zustand sei er immer noch schlauer als sie. "Du bist eine scheiß Grammatiklehrerin, die keinen einzigen Kurs in einem Elite-Studiengang überleben würde." Hunter behauptet in einer weiteren Nachricht, dass sein Vater ihn in vorherigen Entzugsprogrammen nie besucht habe.
Inzwischen ist Hunter wohl trocken, immer wieder taucht er auch bei offiziellen Anlässen seines Vaters auf. Im Jahr 2019 lernte er die südafrikanische Regisseurin Melissa Cohen kennen, die beiden heirateten. Ihren gemeinsamen Sohn nannten sie Beau. In einer Autobiografie erklärte Hunter, sein Vater habe immer hinter ihm gestanden, egal, wie schlimm es um ihn stand.
Quelle: ntv.de