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"Haben noch nicht gewonnen" Leichte Zuversicht bei Ficos Zustand

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Gesundheitsministerin Dolinkova (l.) informierte über den Ausgang der neuerlichen OP.

Gesundheitsministerin Dolinkova (l.) informierte über den Ausgang der neuerlichen OP.

(Foto: REUTERS)

Noch immer kann der slowakische Premier nicht in die Hauptstadt transportiert werden. Zu schwer sind die Verletzungen nach dem Attentat. Mit aller Vorsicht äußern sich Mitglieder der Regierung. In den kommenden Tagen soll eine Verlegung in die Hauptstadt erwogen werden.

Der Gesundheitszustand des slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico ist drei Tage nach dem Attentat stabil, aber weiter ernst. Sein Transport aus dem Krankenhaus in der Kleinstadt Banska Bystrica in die Hauptstadt Bratislava werde in den nächsten Tagen wohl nicht stattfinden können, sagte Vize-Regierungschef und Verteidigungsminister Robert Kalinak. "Wir haben noch nicht gewonnen, es ist wichtig, das zu sagen", erklärte er vor dem Krankenhaus, in dem Fico behandelt wird. Es bestehe noch immer die große Gefahr von Komplikationen. Derweil sitzt der Angreifer in Untersuchungshaft.

Am Freitag war Fico erneut operiert. Der Eingriff habe "zu einer positiven Prognose für den Gesundheitszustand des Regierungschefs beigetragen", sagte die slowakische Gesundheitsministerin Zuzana Dolinkova. Der 59-Jährige war am Mittwoch bei einer Begegnung mit Bürgern etwa 200 Kilometer von Bratislava entfernt von fünf Schüssen aus kurzer Distanz getroffen worden.

Der festgenommene mutmaßliche Attentäter ist laut Medienberichten 71 Jahre alt, ein früherer Wachmann und Autor dreier Gedichtbände und kommt aus der zentralslowakischen Stadt Levice. Er wurde inzwischen wegen versuchten Mordes angeklagt und hat nach Angaben des Innenministeriums allein gehandelt. Laut Innenminister Matus Sutaj Estok sei er über den Ausgang der Präsidentschaftswahl verärgert gewesen. Diese hatte Peter Pellegrini gewonnen, ein Verbündeter des pro-russischen Populisten Fico.

Täter in U-Haft

Der Angreifer kommt nun in Untersuchungshaft. Das entschied das für organisierte und politisch motivierte Verbrechen zuständige Spezialgericht am heutigen Mittag in der westslowakischen Stadt Pezinok. Grund dafür seien Fluchtgefahr und das Risiko weiterer Gewalttaten, sagte Gerichtssprecherin Katarina Kudjakova . Der Beschuldigte kann gegen die Entscheidung Rechtsmittel einlegen. Zuvor hatten Medien unter Berufung auf die Polizeiangaben berichtet, dass der Täter sich bereits beim polizeilichen Verhör nach der Tat schuldig bekannt habe. Den Antrag auf Untersuchungshaft hatte die Staatsanwaltschaft gestellt.

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Fico hat im Oktober das Amt als Ministerpräsident angetreten, das er seit 2006 bereits drei Mal innehatte. Seither hat er einen Politikwechsel eingeleitet, den Kritiker in der Opposition als Griff nach der Macht bezeichnen. Er hat die Hilfe für die Ukraine zurückgefahren und sich zugleich um einen Dialog mit Russland bemüht. Die NATO machte er für den russischen Angriffskrieg mitverantwortlich. Zudem hat er eine Sonder-Staatsanwaltschaft entmachtet, die gegen Korruption vorgehen soll.

Unterdessen häufen sich seit dem Attentat die Drohungen gegen andere Politiker. Auch er selbst habe Morddrohungen erhalten, sagte Innenminister Estok der Tageszeitung "Pravda". Ebenso bedroht worden sei ein Parlamentsabgeordneter der von Fico geführten größten Regierungspartei "Richtung - Slowakische Sozialdemokratie". In beiden Fällen sei ein Täter ausfindig gemacht worden. Zuvor waren bereits Morddrohungen gegen den liberalen Oppositionsführer Michal Simecka und seine Familie bekannt geworden. Abgesehen von konkreten Morddrohungen habe auch die Zahl an aggressiven Wortmeldungen in sozialen Medien stark zugenommen, berichteten slowakische Medien unter Berufung auf Experten.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa/AFP

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