First Lady zeigt Schäden im TV Ließ Bolsonaro Präsidentenpalast verwahrlosen?
06.01.2023, 21:59 Uhr
Bolsonaros Mitarbeiter tragen am 29. Dezember Kisten aus dem brasilianischen Präsidentenpalast.
(Foto: REUTERS)
Der abgewählte brasilianische Präsident Bolsonaro hinterlässt seinem Nachfolger Lula viele Baustellen. Dazu gehört offenbar auch der Präsidentenpalast. Die neue First Lady zeigt einem TV-Team heruntergekommene und geplünderte Räume.
Der abgewählte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat den Amtssitz des Staatsoberhaupts in Brasília offenbar in einem denkbar schlechten Zustand hinterlassen: Die neue First Lady Rosangela "Janja" da Silva führte Reporter des Fernsehsenders TV Globo durch den Alvorada-Palast, um dessen Verfassung nach dem Auszug des vorigen Bewohners zu zeigen.
Teile des berühmten Gebäudes seien "heruntergekommen", sagte die Frau des neuen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva bei der Besichtigungstour und wies auf abgefetzte Teppiche, kaputte Fußböden, zerbrochene Fensterscheiben und Wasserschäden an einer Zimmerdecke hin. Ein von dem Fernsehteam gefilmter riesiger Bankettsaal war komplett leer, die gesamte Einrichtung war offenbar entfernt worden. Eine unbekannte Anzahl von Möbelstücken und Kunstwerken aus der Präsidentenresidenz fehle, schilderte Rosangela da Silva. Andere Einrichtungsgegenstände seien beschädigt, ein Gemälde aus dem 19. Jahrhundert habe einfach auf dem Fußboden gelegen. In der historischen Bibliothek, von der aus Bolsonaro in seiner zum Jahreswechsel zuende gegangenen Amtszeit wöchentlich Videoansprachen hielt, lag dagegen elektronische Ausrüstung verstreut.
Da Silva kündigte an, sie und ihr Mann würden den Präsidentenpalast zunächst renovieren und die Schäden beseitigen lassen. Erst nach einer vollständigen Bestandsaufnahme des Inventars wollten sie die Residenz beziehen. Geplant sei, die Möbelstücke und Kunstwerke auf die Liste des nationalen Erbes zu setzen, "damit es nicht wieder vorkommen kann, dass ein Präsident historische Gegenstände mitnimmt, die dem brasilianischen Staat gehören".
Erste Kabinettssitzung nach holprigem Start
Beim ersten Treffen seines Kabinetts versprach Brasiliens neuer Präsident Lula nach holprigen ersten Tagen im Amt den "Wiederaufbau" des Landes. "Wir stehen vor einer mühsamen, aber edlen Aufgabe", sagte der linksgerichtete Staatschef. "Wir werden dieses Land besser, gesünder und wohlhabender hinterlassen müssen (...) mit besserer Bildung und einer Rückkehr zum Anstand."
Lula, der seit Jahren als Idol der lateinamerikanischen Linken gilt, hatte sich am 30. Oktober in der Stichwahl um das Präsidentenamt mit hauchdünnem Vorsprung gegen Bolsonaro durchgesetzt. Lulas Kabinett besteht aus 37 Ministern - 14 mehr als unter Bolsonaro. Darunter sind elf Frauen, fünf schwarze Menschen und zwei Indigene. Auch das ist ein Bruch im Vergleich zu Bolsonaros von weißen Männern dominierter Regierung.
Lulas Kabinett steht indes vor großen Herausforderungen in dem politisch gespaltenen und wirtschaftlich angeschlagenen Land. Schon in der ersten Woche hatte es mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Der wichtigste brasilianische Aktienindex fiel am Montag um mehr als drei Prozent. Investoren reagierten nervös auf die Zweifel, wie Lula seine im Wahlkampf versprochenen Sozialausgaben angesichts knapper Ressourcen in der Staatskasse finanzieren will.
Quelle: ntv.de, mau/AFP