Schirdewan im "ntv Frühstart" Linken-Chef: "Wagenknecht hat rechte Handschrift"
23.10.2023, 10:30 Uhr Artikel anhören
"Das ist keine linke Politik", urteilt Martin Schirdewan über die Ideen der Partei von Sahra Wagenknecht.
Der Vorsitzende der Linken, Martin Schirdewan, sieht im Abgang von Sahra Wagenknecht eine Chance für seine Partei. Der Abtrünnigen wirft er vor, Soziales und Klimaschutz gegeneinander auszuspielen.
Der Vorsitzende der Linken, Martin Schirdewan, sieht in der geplanten Parteigründung durch Sahra Wagenknecht einen Schlussstrich in dem zerrütteten Verhältnis. "Für uns ist das eine Chance, endlich wieder als die starke Partei der sozialen Gerechtigkeit und der Solidarität deutlicher erkennbar zu werden", so Schirdewan im "ntv Frühstart". Die Partei sei in den Jahren häufig durch interne Konflikte aufgefallen, die nach außen getragen worden seien. Nun habe man die Chance, diese Konflikte wieder intern zu regeln und das Verbindende nach vorne zu stellen.
Man könne den Fokus wieder auf Inflation, Miet- und Energiepreise legen, ohne diese sozialen Fragen gegen den Klimaschutz auszuspielen. Wagenknecht setze dagegen gegenüber Minderheiten, Geflüchteten und sozial Schwächeren auf eine Entsolidarisierung. "Da hat sie doch eher eine rechte Handschrift." Er wisse nicht, wo genau sich ihre Partei positionieren werde. "Aber das ist auf jeden Fall keine linke Politik."
Natürlich werde das Wagenknecht-Projekt die gesellschaftliche Linke insgesamt schwächen, so Schirdewan. "Ich halte das für verantwortungslos." Ihrer Partei rechnet er aber wenig Erfolgschancen aus. "Ich glaube nicht, dass das erfolgreich sein wird, auch wenn da ein prominenter Name draufsteht - das ist zu wenig."
Die Parteispitze habe mit Wagenknecht viel Geduld gehabt, so Schirdewan. Man habe versucht, Brücken zu bauen und gemeinsame Positionen zu finden. "Aber offenkundig gibt es diesen Willen nicht bei einem kleinen Teil der Partei." Auf die Frage, ob Wagenknecht trotz allem ein möglicher Koalitionspartner der Linkspartei seien könne, wollte sich Schirdewan nicht festlegen. Noch sei das Parteiprojekt nicht einmal gegründet. Man müsse allerdings unter Demokraten immer miteinander reden können und werde schauen, ob das mit Wagenknecht in Zukunft möglich sei. "Ich bin dazu bereit."
Quelle: ntv.de, psc