Rede vor der Frauenkirche Macron wirbt in Dresden für souveränes Europa
27.05.2024, 19:07 Uhr Artikel anhören
"Europa ist ein Garant für Frieden" - Macron spricht vor Tausenden in Dresden.
(Foto: REUTERS)
Frankreichs Präsident Macron lädt nach Dresden - und Tausende kommen. Unter dem Jubel der Zuhörer beginnt der Staatschef seine Rede auf Deutsch und erzählt von seinen ersten Kontakten mit dem Nachbarland. Später mahnt er einmal mehr eindringlich ein handlungsfähiges Europa an.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat in Dresden für ein starkes und souveränes Europa als Garant für Frieden, Wohlstand und Demokratie geworben. Europa befinde sich an einem Scheideweg, sagte der Präsident in seiner Rede vor der Frauenkirche. "Europa ist eine Geschichte von Frieden, Wohlstand und Demokratie." All dies sei nun aber bedroht, wenn Europa nicht handele. "Europa ist ein Garant für Frieden. Für viele von uns klang dieses Argument lange Zeit überholt. Doch heute herrscht wieder Krieg in Europa."
Gerade angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sei es nötig, dass Europa eine eigenständige Sicherheits- und Verteidigungspolitik formuliere und dass die Europäer als Alliierte innerhalb der NATO agierten. Europa stehe an einem "beispiellosen Moment seiner Geschichte", der es dazu zwinge, selbst über "seine Verteidigung und seine Sicherheit" nachzudenken.
Auch in der Wirtschaftspolitik müsse Europa souveräner und unabhängiger werden, insbesondere gegenüber der Konkurrenz durch China und die USA. "Europa braucht ein Wachstumsmodell für künftige Generationen", sagte Macron. Dabei gelte es, wirtschaftliches Wachstum und Klimaschutz gleichermaßen voranzutreiben.
Ferner warnte Macron vor Rechtsextremismus und rief zur Verteidigung der Demokratie auf. Es wehe "ein schlechter Wind" in Europa, sagte Macron mit Blick auf autoritäre Strömungen. Es sei eine "Faszination für autoritäre Regime" zu beobachten. "Der Rechtextremismus ist eine Realität, wir müssen aufwachen", forderte Macron knapp zwei Wochen vor den Europawahlen.
"Eine Freude, hier bei Ihnen zu sein"
Seine Rede hatte Macron auf Deutsch begonnen und damit tosenden Jubel ausgelöst. "Heute als erster französischer Präsident seit der Wiedervereinigung hier in Dresden vor Ihnen zu sprechen, ehrt mich (...) ganz besonders. Es berührt mich sehr", sagte er vor Tausenden Menschen in der sächsischen Landeshauptstadt. "Meine erste persönliche Erfahrung mit Deutschland war in der französischen Schule", erzählte er weiter. "Ich lernte die deutsche Sprache und Kultur und tue das immer noch. Ich tue mein Bestes, glauben Sie mir."
Damals nahm er auch an einem Austausch zwischen seinem Heimatort Amiens und Dortmund teil. "Ich entdeckte Ihr Land, das damals noch durch die Mauer geteilt war." Es sei nun "eine Ehre für mich als Franzose und Freund von Deutschland, aber auch als überzeugter Europäer" in Dresden zu sprechen. "Es ist mir eine Freude, hier bei Ihnen zu sein, hier auf dem Neumarkt. Vielleicht sollte ich sagen, es ist mir eine Freude, endlich hier zu sein, nachdem ich unser Treffen letztes Jahr leider absagen musste. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben."
Bereits im Januar hatte Macron beim Staatsakt für den gestorbenen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble im Bundestag mit einer Rede beeindruckt, die er in großen Zügen auf Deutsch vortrug. Auch bei der Tischrede im Schloss Bellevue am gestrigen Sonntag mischte Macron einige deutsche Satzfetzen ein, etwa als er vom Land der Dichter und Denker sprach, das für die französische Jugend auch ein Land der DJs und der Mannschaft sei.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP