"Mögen in der Ferne verrotten" Medwedew beschimpft geflohene Russen
04.11.2022, 13:12 Uhr
Dmitri Medwedew, der von 2008 bis 2012 Präsident von Russland war, hat sich mehrfach besonders radikal zum Krieg in der Ukraine geäußert.
(Foto: picture alliance / Dmitry Astakhov/POOL SPUTNIK GOVERNMENT/AP/dpa)
Russlands früherer Präsident Dimitri Medwedew lässt auf Telegram eine Tirade von Beschimpfungen los. Das Land sei von "verängstigten Partnern" im Stich gelassen worden. Außerdem seien Russlands Gegner im Westen "Teil einer sterbenden Welt".
Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew hat die nach der Entsendung russischer Truppen in die Ukraine aus Russland geflohenen Bürger als "feige Verräter" beschimpft. "Feige Verräter und gierige Überläufer sind in ferne Länder geflohen - mögen ihre Gebeine in der Fremde verrotten", schrieb Medwedew im Onlinedienst Telegram. "Wir wurden von einigen verängstigten Partnern im Stich gelassen - wen kümmert das schon", fügte der ehemalige Präsident hinzu und betonte, Russland sei ohne diese Menschen "stärker und sauberer".
Nach Beginn der russischen Militäroffensive in der Ukraine im Februar waren Zehntausende Russen aus dem Land geflohen. Eine zweite Fluchtwelle erfolgte, nachdem Putin am 21. September die Mobilmachung von 300.000 Reservisten verkündet hatte.
Seit der Entsendung russischer Truppen in die Ukraine veröffentlicht Medwedew in den sozialen Medien zunehmend anti-westliche Beiträge. Medwedew war von 2008 bis 2012 russischer Präsident, bevor er mit Putin die Rollen tauschte und bis 2020 Ministerpräsident war. Aktuell ist Medwedew Vorsitzender des russischen Sicherheitsrats.
"Ziel ist, den obersten Herrn der Hölle aufzuhalten"
Medwedew hat zudem zum Tag der nationalen Einheit in Russland den Krieg gegen die Ukraine gerechtfertigt. Wie Präsident Wladimir Putin in seinen Reden, stellte auch er die Ukraine als Teil Russlands dar. "Wir brauchen keine fremden Territorien, wir haben alles im Überfluss. Aber es gibt Heimaterde, auf der unsere Vorfahren gelebt haben und auf der heute unsere Menschen leben. Wir geben sie an niemanden her", schrieb Medwedew auf Telegram.
Russlands Gegner in der Ukraine und im Westen seien "Teil einer sterbenden Welt", erklärte der Vizesekretär des Sicherheitsrates. Er griff das seit Kurzem in Russland kursierende Propagandamotiv auf, man habe es in der Ukraine mit teuflischen Kräften zu tun. "Ziel ist, den obersten Herrn der Hölle aufzuhalten, welchen Namen er auch annimmt - Satan, Luzifer oder Iblis", schrieb er. "Deshalb ist unsere Sache gerecht", schrieb er in Anlehnung an ein Zitat, mit dem die Sowjetunion 1941 zur Abwehr des deutschen Überfalls aufgerufen hatte.
Medwedew, der als Präsident (2008-2012) die Hoffnung auf ein liberaleres Russland verkörperte, hat sich mehrfach besonders radikal zum Krieg in der Ukraine geäußert. Putin will am Freitag in Moskau eine große historische Ausstellung eröffnen, in der die offizielle russische Sicht auf die Ukraine präsentiert wird. Russland hat das Nachbarland vor mehr als acht Monaten am 24. Februar angegriffen. Die Ukrainer wehren sich nach Kräften und werden dabei von einer Vielzahl westlicher Staaten unterstützt.
Quelle: ntv.de, vmi/dpa/AFP