Straftaten seit 2015 verdoppelt Mehr Cybercrime-Fälle - Impfportale als Ziel
10.05.2021, 18:07 Uhr
Wo rasch Impfportale und Testcenter entstehen, da eröffenen sich auch Möglichkeiten für Hacker.
(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)
Die Delikte im Bereich der Cyberkriminalität häufen sich, die Pandemie bringt für kriminelle Hacker mit Impfportalen zudem neue Ziele. Laut Bundeskriminalamt geht die größte Gefahr von einer altbekannten Methode aus - eine Angriffsart, bei der es auch um Lösegeld geht.
Die Attacken von Kriminellen, die in IT-Systeme eindringen, haben im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Dem vom Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden veröffentlichten jährlichen sogenannten Bundeslagebild Cybercrime zufolge stieg die Zahl der von der Polizei registrierten Taten im vergangenen Jahr um rund 8 Prozent auf 108.000. Das waren mehr als doppelt so viele bekannt gewordene Straftaten auf diesem Gebiet wie im Jahr 2015.
Unter Cybercrime im engeren Sinne versteht das BKA "Straftaten, die sich gegen das Internet, informationstechnische Systeme oder deren Daten richten". Dazu zählen beispielsweise Attacken, die zu einer bewusst herbeigeführten Überlastung des Netzes einer Institution oder eines Unternehmens führen.
Neues Angriffsfeld seit Pandemie
Seit dem dritten Quartal 2020 wurden laut BKA zufolge vermehrte Angriffe auf Unternehmen und öffentliche Einrichtungen registriert, die bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie relevant sind. Betroffen waren demnach unter anderem Impfportale sowie die gesamte Impfstoff-Lieferkette. Die Polizei stellte zudem fest, dass einige Betreiber von Darknet-Plattformen versuchten, den Verkauf von Fake-Impfstoffen zu unterbinden, dies sei wohl auch "dem kontinuierlichen Strafverfolgungsdruck der letzten Jahre geschuldet", heißt es im aktuellen Bundeslagebild Cybercrime. Die Behörde resümierte zudem, dass etwa durch die Umstellung auf Homeoffice und Homeschooling "weitere breit gefächerte Angriffspotenziale" für Kriminelle dazugekommen seien.
Die größte Bedrohung für deutsche Unternehmen und öffentliche Einrichtungen sind nach Einschätzung der Polizei indessen sogenannte Ransomware-Angriffe, bei denen mit einer Schadsoftware Datenbestände verschlüsselt werden. Später werden von den Kriminellen häufig Lösegeldzahlungen gefordert. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte vergangene Woche in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur festgestellt, dass es bei der Cybersicherheit im Vergleich zu anderen Bereichen noch viel zu tun gebe.
Cybercrime-Tools für jedermann
Das BKA sieht vor allem drei Gründe für den Anstieg im Bereich der Cyberkriminalität: mehr Tatgelegenheiten durch die stark voranschreitende Digitalisierung, eine Professionalisierung der Täter und ein wachsendes Angebot für technisch weniger versierte Kriminelle, sich Schadsoftware und andere Cybercrime-Tools quasi als Dienstleistung zu beschaffen.
Laut Polizeistatistik wurde von den in 2020 bundesweit erfassten 108 474 Cybercrime-Fällen etwas weniger als jeder dritte aufgeklärt. Die Aufklärungsquote blieb damit etwa auf dem Niveau des Vorjahres.
Quelle: ntv.de, mpe/dpa/AFP