Zahl schnellt in die Höhe Mehr als 1000 Corona-Tote in Großbritannien
28.03.2020, 16:34 Uhr
Johnson wäscht sich die Hände wegen des Corona-Virus.
Noch vor Kurzem prahlte Premier Johnson damit, Coronavirus-Infizierten die Hände zu schütteln. Nun ist er selbst betroffen - so wie Tausende andere auch. Und immer mehr Briten sterben am Virus.
In Großbritannien ist die Zahl der Toten in der Corona-Pandemie auf mehr als 1000 gestiegen. Das teilte die Regierung mit Verweis auf den Stand am Freitagabend mit. Am Vortag lag die Zahl der Toten durch die durch das neuartige Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 noch bei 759. Europaweit starben laut offiziellen Zahlen inzwischen mehr als 20.000 Menschen an den Folgen des Coronavirus.
In Großbritannien war die Zahl der Coronavirus-Infektionen in den vergangenen Tagen stark gestiegen, auf 17.089. Am Freitag war bekannt geworden, dass auch Premierminister Boris Johnson und Gesundheitsminister Matt Hancock mit dem neuartigen Coronavirus infiziert sind. Beide haben nach eigenen Angaben nur leichte Symptome. Auch der britische Thronfolger Prinz Charles wurde positiv auf das Coronavirus getestet.
Johnson war zuvor wegen seines lange zögerlichen Umgangs mit der Krise heftig kritisiert worden. Erst am Montag hatte der Premierminister nach langem Zögern eine Ausgangssperre verhängt und die Briten dazu aufgerufen, nur noch das Haus zu verlassen, wenn unbedingt notwendig. Doch noch am Mittwoch stellte sich Johnson im beengten Parlament den Fragen von Abgeordneten.
"Zusammengepfercht" in abhörsicherem Sitzungsraum
Die "Financial Times" zitierte ein Kabinettsmitglied mit dem Vorwurf, einige Minister seien "sehr zögerlich" gewesen, die eigenen Ratschläge zur sozialen Distanz in die Praxis umzusetzen. Ein anderes Regierungsmitglied beschwerte sich der Zeitung zufolge, der Nationale Sicherheitsrat Cobra habe noch bis vor wenigen Tagen "zusammengepfercht" in einem abhörsicheren Sitzungsraum getagt.
Johnson hatte noch Anfang März geprahlt, er habe Menschen in einem Krankenhaus, darunter Covid-19-Patienten, die Hände geschüttelt. Das werde er auch weiterhin tun, sagte er damals. Die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Pandemie beschränkten sich zu diesem Zeitpunkt auf den Ratschlag, sich häufig und gründlich die Hände zu waschen.
In London geht nun die Sorge um, dass die Entscheidungsfähigkeit der Regierung beeinträchtigt sein könnte, sollten noch weitere Kabinettsmitglieder infiziert sein. Vorsorgliche Tests weiterer Minister und Mitarbeiter soll es aber zunächst nicht geben. "Alle folgen den Ratschlägen der Gesundheitsbehörde", sagte ein Downing-Street-Sprecher. Die laute, sich in Selbstisolation zu begeben, sobald Symptome auftreten.
Großbritanniens staatlicher Gesundheitsdienst NHS, um den es wegen der Sparmaßnahmen der letzten Jahren nicht zum Besten steht, beklagte zuletzt eine zunehmende Überlastung der Londoner Krankenhäuser wegen der Pandemie. In London, Manchester und Birmingham wurden unterdessen begonnen, Konferenzzentren zu temporären Krankenhäusern umzubauen. Allein im Excel-Centre in der britischen Hauptstadt sollen 4000 Patienten behandelt werden können.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP/dpa