Strengere Maßnahmen in Hotspots Merkel: Jetzt sind die Tage der Entscheidung
09.10.2020, 14:55 Uhr
In Metropolen wie Berlin und Frankfurt am Main schnellen die Corona-Zahlen in die Höhe. Um die Lage unter Kontrolle zu bringen, stellt Kanzlerin Merkel weitere Beschränkungen in Aussicht. In den Brennpunkten sollen notfalls Experten der Bundeswehr helfen. Auch eine Verschärfung der Maskenpflicht steht im Raum.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Bürgermeister von elf deutschen Großstädten haben sich auf weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie verständigt. Wenn die Zahl der Neuinfektionen binnen sieben Tagen über 50 pro 100.000 Einwohner steigt, solle es in den betroffenen Städten eine erweiterte Maskenpflicht, Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum und gegebenenfalls auch Sperrstunden und Alkoholbeschränkungen geben, teilte Merkel nach einer Videokonferenz mit den Spitzenvertretern der elf größten Städte Deutschlands mit.
Weitere Maßnahmen seien in solchen Fällen zusätzliche Beschränkungen der Teilnehmerzahlen für Veranstaltungen und insbesondere für Feiern, auch im privaten Rahmen, heißt es in einem vorgelegten Beschlusspapier. Falls der Anstieg dann binnen zehn Tagen nicht zum Stillstand komme, seien weitere gezielte Beschränkungen unvermeidlich. Diese zusätzlichen regionalen Beschränkungsmaßnahmen sollten dann greifen, wenn die Kontaktnachverfolgung aufgrund der hohen Inzidenz nicht mehr vollständig möglich sei.
Merkel gegen erneute Schulschließungen
Merkel zeigte sich besorgt über die deutlich steigenden Infektionszahlen in den Städten. "Wir alle spüren ja, dass die Großstädte, die Ballungsräume jetzt der Schauplatz sind, an dem sich zeigt, ob wir die Pandemie in Deutschland unter Kontrolle halten können, so wie uns das jetzt ja monatelang gelungen ist - oder ob uns diese Kontrolle entgleitet", sagte sie. "Und genau an dem Punkt sind wir jetzt. Jetzt sind eben die Tage und Wochen, die entscheiden, wie Deutschland im Winter in dieser Pandemie dasteht."
Es sei im Sommer gut gegangen, "jetzt sehen wir ein anderes besorgniserregendes Bild." Sollte die Kontaktnachverfolgung nicht mehr möglich sein, "werden uns die Infektionszahlen davonrennen", warnte sie.
"Wenn irgend möglich, wollen wir das wirtschaftliche und öffentliche Leben nicht wieder so herunterfahren, wie es im Frühjahr notwendig war", sagte die Kanzlerin weiter. "Ganz oben stehen für mich auch die Kinder und Jugendlichen und ihre Bildung", wandte sie sich gegen erneute Schulschließungen. "Alles wird zurückkommen: Feiern, ausgehen, Spaß ohne Corona-Regeln. Jetzt aber zählt etwas anderes: Achtsamkeit und Zusammenhalt."
Die Spitzenrunde vereinbarte zudem, dass die Bundeswehr ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner auf Bitten der jeweiligen Stadt Bundeswehr-Experten zur Beratung und Koordinierung in die kommunalen Krisenstäbe entsendet. Auf Wunsch der Städte soll die Unterstützung bei der Kontaktnachverfolgung durch die Bundeswehr möglichst durch längerfristig eingesetztes Personal erfolgen.
Die Großstädte wollen dem Beschluss zufolge ihrerseits organisatorische Maßnahmen ergreifen, um den öffentlichen Gesundheitsdienst mit geschultem Personal für die Kontaktnachverfolgung zu unterstützen. Dabei komme die Abordnung aus anderen Verwaltungsbereichen ebenso infrage wie die Schulung und der Einsatz von Studierenden oder anderen Freiwilligen.
Quelle: ntv.de, jpe/AFP