Für mehr Innovation Merkel: Militär- und Zivilforschung vereinen
19.05.2021, 16:09 Uhr
Es sei "sehr deutsch", militärische und zivile Forschung in zwei Agenturen zu trennen, sagte Merkel.
(Foto: REUTERS)
Die Coronakrise zeigt jeden Tag aufs Neue, wie wichtig innovative und finanzkräftige Forschung für das Wohl einer Gesellschaft ist. In den Augen von Kanzlerin Merkel hat Deutschland in diesem Bereich jedoch Nachholbedarf. Sie verweist auch auf die hohen Investitionen von Ländern wie China und den USA.
Geht es nach Angela Merkel, muss Deutschland eine technologische Aufholjagd starten. Doch die Bundeskanzlerin sieht in den Forschungsstrukturen hierzulande ein Manko gegenüber anderen Weltregionen: Auf einem Forschungsgipfel kritisierte Merkel sowohl die Trennung von ziviler und militärischer Forschung als auch die Vorgaben des Bundesrechnungshofes.
Wenn man revolutionäre Ideen voranbringen wolle, müsse man etwa anders als nur in Legislaturperioden denken, sagte sie und verwies auf die enormen Geldsummen, die in den USA und China für Forschung ausgegeben würden. "Das müssen wir auch tun", sagte sie und nannte als Ziel von Forschungsausgaben in Höhe von 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung auch in Wachstumsphasen.
Beispiel mRNA-Technologie
Merkel wies darauf hin, dass man für die - nun gegen Corona eingesetzte - mRNA-Technologie bei Impfstoffen vor dem Durchbruch jahrzehntelang habe forschen müssen. "So was muss eine Sprunginnovationsagentur aushalten", fügte sie hinzu. Die Agentur für Sprunginnovationen ist eine Einrichtung des Bundesforschungsministeriums, die laut eigener Zielsetzung "den Durchbruch hochinnovativer Ideen in den Markt unterstützen und beschleunigen" soll. Merkel sagte, dass Steuergeld dann mitunter auch in Forschungsprojekte gehe, die am Ende nicht erfolgreich seien. Entsprechende Risiken müsse man eingehen.
Die Effizienz der gegründeten Sprungagentur für neue Technologien werde dadurch gebremst, dass es in Deutschland anders als in den USA mit der sogenannten Darpa-Agentur nicht möglich gewesen sei, militärische und zivile Forschung unter einem Dach zu haben. Es sei "sehr deutsch", dass man stattdessen zwei Agenturen habe gründen müssen, was das Potenzial zur Innovation verkleinere. "Das führt dazu, dass die Sprünge bisher noch ziemlich klein sind", kritisierte Merkel.
Zudem solle die Lenkung von Forschungsausgaben künftig nicht mehr vom Bundesforschungsministerium allein gesteuert werden, sondern von mehr selbstständigen Agenturen, sagte Merkel. Die Kanzlerin kritisierte zudem die föderale Zersplitterung mit vielen Datenschutzbehörden und Ethikräten.
Quelle: ntv.de, mbe/rts