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Rückkehr der Verpflichtung? Merz zweifelt an Pistorius' Wehrdienstmodell

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Man wolle es nun mit dem von Pistorius geplanten freiwilligen Modell versuchen, sagte Merz.

Man wolle es nun mit dem von Pistorius geplanten freiwilligen Modell versuchen, sagte Merz.

(Foto: picture alliance / HMB Media)

Um die dringend benötigten 80.000 neuen Rekruten für die Bundeswehr zu gewinnen, setzt Verteidigungsminister Pistorius auf Freiwilligkeit. Kanzler Merz ist skeptisch, ob diese Rechnung aufgehen wird. Falls nicht, brauche es eine Reaktivierung des Wehrdienstes.

Bundeskanzler Friedrich Merz hat Zweifel am Erfolg des auf Freiwilligkeit beruhenden Wehrdienstmodells aus dem SPD-geführten Bundesverteidigungsministerium geäußert. "Ich vermute, es wird bei Freiwilligkeit allein nicht bleiben", sagte Merz in der ARD-Sendung "Caren Miosga". Er zweifle daran, dass das Freiwilligenmodell der Bundeswehr genügend neues Personal bringe. "Meine Meinung ist schon, dass wir den Wehrdienst wieder brauchen."

Der Kanzler sagte aber im Grundsatz seine Unterstützung für das Modell von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius zu. "Wir wollen das jetzt mit der SPD zunächst freiwillig versuchen hinzubekommen", sagte Merz - und fügte hinzu: "Ich bin skeptisch. Wenn es uns gelingt - umso besser."

Verärgert zeigte sich Merz über die Kritik von Minister Pistorius an der Unionsfraktion. Die Verschiebung der Bundestagsdebatte über Pistorius' Gesetzentwurf zum neuen Wehrdienst sei "schon vor einigen Tagen" gemeinsam von den Fraktionen von Union und SPD vereinbart worden - dafür sei nicht wie von Pistorius behauptet allein die CDU/CSU verantwortlich. Mit Blick auf Pistorius sagte der Kanzler: "Es kann sein, dass er die internen Vorgänge im Parlament nicht so mitbekommen hat."

80.000 weitere Soldaten benötigt

Die Fraktionen von Union und SPD wollten weiter über den Entwurf aus dem Ministerium von Pistorius beraten, um vor der Bundestagsdebatte eine "gemeinsame Zielsetzung" zu erreichen in der Frage, wie zu verfahren sei, wenn der auf Freiwilligkeit beruhende Wehrdienst nicht genügend Personal für die Bundeswehr anwirbt, sagte Merz.

Pistorius hatte der Unionsfraktion am Samstag in scharfen Worten eine Blockade seines Wehrdienstgesetzes vorgeworfen. "Das Verhalten der Unionsfraktion ist fahrlässig, weil es möglicherweise die Einführung des neuen Wehrdienstes und damit auch die Wiedereinführung der Wehrerfassung verzögert", sagte der SPD-Politiker dem "Handelsblatt". Im parlamentarischen Verfahren gebe es verschiedene Möglichkeiten, vom Gesetzentwurf abweichende Haltungen einzubringen - etwa durch Änderungsanträge.

Die Bundeswehr benötigt etwa 80.000 zusätzliche aktive Soldaten. Denn die Nato hält für die Truppe eine Größenordnung von 260.000 für erforderlich, um einem Angriff etwa Russlands standzuhalten. Der Gesetzentwurf von Pistorius setzt auf Freiwilligkeit, um mehr junge Leute für die Bundeswehr zu gewinnen, und auch auf einen finanziell attraktiveren Dienst.

Ein verpflichtender Wehrdienst ist zwar vorgesehen für den Fall, dass Rekrutierungsziele nicht erreicht werden oder die Sicherheitslage höhere Zahlen nötig macht. Es gibt aber keinen Automatismus, keine festgelegte Zahl und keinen festgelegten Zeitpunkt für eine Aktivierung der Wehrpflicht. CDU und CSU fordern aber konkrete Vorgaben zur Wiedereinsetzung der Wehrpflicht, wenn die Ziele nicht erreicht werden.

Quelle: ntv.de, spl/dpa/rts

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