Premier soll verschleppt sein Militär putscht offenbar im Sudan
25.10.2021, 08:43 Uhr
Seit Wochen ist der Sudan in Aufruhr. Bereits vor dem Putschversuch gab es immer wieder Proteste.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Nach wochenlangen Spannungen zwischen dem Militär und der zivilen Übergangsregierung im Sudan nehmen Bewaffnete mehrere führende Regierungsmitglieder fest. Auch der Ministerpräsident wird unter Hausarrest gestellt. Derweil brechen Proteste im ganzen Land aus.
Im Sudan ist es offenbar zu einem erneuten Putschversuch aus den Reihen des Militärs gekommen. Ministerpräsident Abdullah Hamdok wurde dabei unter Hausarrest gestellt. Eine nicht identifizierte militärische Einheit belagerte sein Haus, berichtete der Sender Al Hadath TV unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Familienangehörige des Staatschefs erklärten der Nachrichtenagentur Reuters, Streitkräfte hätten das Haus von Hamdoks Medienberater gestürmt und den Ministerpräsidenten dort in den frühen Morgenstunden festgenommen. Außerdem sollen Bewaffnete weitere Mitglieder der Regierung festgenommen haben, heißt es aus Regierungskreisen.
Der Flughafen wurde laut einem Bericht des TV-Senders Al-Arabiya geschlossen und internationale Flüge wurden ausgesetzt. Wie AFP-Journalisten berichteten, wurde das Internet im ganzen Land abgeschaltet. In der Hauptstadt Khartum versammelten sich Demonstranten und blockierten Straßen und setzten Reifen in Brand.
Das Informationsministerium erklärte, der Sudan sehe sich mit einem umfassenden Militärputsch konfrontiert. "Gebündelte militärische Streitkräfte" hätten zivile Mitglieder des Souveränen Rats und Regierungsmitglieder festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht. Das Ministerium forderte die sofortige Freilassung und rief die Bevölkerung dazu auf, sich den Bemühungen des Militärs, den demokratischen Übergang zu blockieren, zu widersetzen. Das Militär äußerte sich bislang nicht.
In den vergangenen Wochen war es in dem afrikanischen Land immer wieder zu Protesten verschiedener Gruppen gekommen. Dabei war von einer Seite die Einsetzung einer zivilen Regierung, von der anderen die Absetzung der amtierenden Übergangsregierung durch das Militär gefordert worden.
USA droht, Hilfsgelder zu streichen
Die USA zeigen sich über den Putschversuch "zutiefst alarmiert" und drohen mit der Aussetzung von Hilfsgeldern. Ein gewaltsamer Umsturz würde die demokratischen Bestrebungen des sudanesischen Volkes untergraben und sei "vollkommen inakzeptabel", schrieb der US-Sondergesandte für die Region, Jeffrey Feltman, auf Twitter.
Im Sudan hatte nach dem Sturz des autoritären Langzeit-Machthabers Omar al-Baschir im April 2019 ein sogenannter Souveräner Rat die Regierungsgeschäfte übernommen, in dem sich Militärs und Zivilisten die Macht teilen. Seitdem befindet sich das Land in einer fragilen Übergangsphase, die 2023 mit der Einsetzung einer zivilen Regierung enden sollte. Eine hohe Inflation, wirtschaftliche Schwierigkeiten und tiefe politische Spaltungen verschärfen die Lage.
In den vergangenen Monaten hatte die amtierende Übergangsregierung eine Reihe von Wirtschaftsreformen auf den Weg gebracht, um sich für einen Schuldenerlass des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu qualifizieren. Im Zuge der Reformen wurden unter anderem die staatlichen Subventionen für Treibstoff gekürzt. Auch andere Maßnahmen führten zu massiven Vertrauensverlusten in die Übergangsregierung.
Quelle: ntv.de, hny/AFP/rts