Politik

Neitzel vermisst Reformen Militärhistoriker unzufrieden mit Pistorius

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Verteidigungsminister Pistorius spricht zu Bundeswehrsoldaten in Litauen.

Verteidigungsminister Pistorius spricht zu Bundeswehrsoldaten in Litauen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der Potsdamer Militärhistoriker Neitzel stellt Verteidigungsminister Pistorius kein gutes Zeugnis aus. Bei einem denkbaren Angriff der Russen auf Litauen bliebe den dort stationierten Bundeswehr-Soldaten nur ein Sterben mit Anstand. Die überfälligen Reformen ließen viel zu lange auf sich warten.

Der Militärhistoriker Sönke Neitzel, Professor an der Universität Potsdam, hat beklagt, dass die Bundeswehr zu wenig kriegstüchtig sei und auch unter dem neuen sozialdemokratischen Verteidigungsminister Boris Pistorius keine grundlegenden Reformen stattfänden. "Wir können zumindest nicht mehr ausschließen, dass die Bundeswehr kämpfen muss", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Im Fall einer zweiten Amtszeit Donald Trumps als US-Präsident und einer möglichen Aushöhlung der NATO-Beistandsverpflichtung bestünde eine reale Gefahr für die in Litauen stationierten Soldaten, so Neitzel weiter. "Die Bundeswehr würde natürlich kämpfen, aber könnte momentan wohl nur beweisen, dass sie mit Anstand zu sterben versteht", sagte er.

Litauen werde derzeit "von 16 deutschen Leopard-2-Panzern verteidigt", erläuterte Neitzel. Vilnius sei nur 30 Kilometer von der belarussischen Grenze entfernt. Neitzel skizzierte gegenüber dem RND das folgende Szenario: "Trump würde womöglich Artikel 5 des NATO-Vertrages aufweichen, in dem die gegenseitige Beistandspflicht festgeschrieben ist. Damit wäre nicht mehr klar, wie er reagiert. Anschließend würden die Russen mal die 30 Kilometer von der belarussischen Grenze bis nach Vilnius marschieren, um zu sehen: Was macht der Westen? Wer will das ausschließen." Deshalb müsse die Bundeswehr kriegstüchtig werden, folgerte der Militärhistoriker.

"Wir müssen Tempo aufnehmen"

"Fest steht: In allen vier Bereichen - Strukturen, Rüstung, Personal und Mindset - ist bei der Bundeswehr noch reichlich Luft nach oben. Und wir erleben bisher keine grundlegenden Reformen", fügte Neitzel hinzu. Pistorius' Wort von der Kriegstüchtigkeit sei wichtig, aber die Bundeswehr müsse auch ihre Hausaufgaben machen. "Wir müssen Tempo aufnehmen."

Der Militärhistoriker sprach sich für die Einführung einer Wehrpflicht nach schwedischem Modell aus, wo ein ganzer Jahrgang gemustert und nur ein Teil verpflichtet wird. "Das würde immerhin bewirken, dass der Personalbestand nicht noch weiter abrutscht. Und der wird abrutschen, wenn man keine Gegenmaßnahmen ergreift."

Quelle: ntv.de, mau

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen