Politik

Hamas soll Flieger bedroht haben Minsk präsentiert angebliche Erpresser-Mail

Die an die EU gerichtete angebliche Erpresser-E-Mail ging beim Flughafen in Minsk ein.

Die an die EU gerichtete angebliche Erpresser-E-Mail ging beim Flughafen in Minsk ein.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Belarus begründet die erzwungene Landung der Ryanair-Maschine mit einem prominenten Regimekritiker mit ominösen Informationen über eine Bombe an Bord. Jetzt liefern die Behörden Details nach und präsentieren eine angebliche E-Mail der palästinensischen Extremistenorganisation Hamas.

Gegen das zur Landung in Minsk gezwungene Ryanair-Flugzeug lag nach Angaben der belarussischen Regierung ein Drohschreiben der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas vor. In der E-Mail habe es unter anderem geheißen, dass an Bord der Maschine "eine Bombe deponiert" sei, sagte der Chef der Luftfahrt-Abteilung im belarussischen Transportministerium, Artem Sikorski, vor Journalisten. Zum Beleg las er nach eigenen Angaben eine russische Übersetzung der angeblich auf englisch abgefassten E-Mail vor.

In der E-Mail hieß es laut Sikorski: "Wir, Soldaten der Hamas, fordern, dass Israel die Angriffe auf den Gazastreifen einstellt. Wir verlangen, dass die Europäische Union ihre Unterstützung für Israel einstellt." Sollten diese Forderungen nicht erfüllt werden, "wird eine Bombe (an Bord des Ryanair-Flugzeuges) über Vilnius explodieren", las der Ministeriumsvertreter weiter aus der seinen Angaben zufolge russischen Übersetzung der E-Mail vor.

Wieso diese E-Mail ausgerechnet bei einer Adresse des Minsker Flughafens und nicht an die EU oder bei Ryanair eingegangen sein sollte, erklärte der Ministeriumsvertreter nicht. Das Vorgehen wäre für die seit über einem Jahr im Gazastreifen regierende Hamas extrem ungewöhnlich. Zudem war das Feuer zwischen Israel und den Kämpfern in Gaza unter Hamas-Führung bereits seit zwei Tagen im Rahmen eines Waffenstillstands eingestellt.

Ryanair-Boss: "Staatlich geförderte Entführung"

Die belarussische Luftwaffe versicherte derweil, die Besatzung der Ryanair-Maschine habe selbst beschlossen, in Minsk zu landen, nachdem sie über die Bombendrohung informiert worden sei. Es habe keinen Zwang von außen gegeben, sagte Luftwaffen-Chef Igor Golub. Ryanair-Chef Michael O'Leary hatte zuvor eine eindeutig andere Version geliefert: "Es war eine staatlich geförderte Entführung", sagte er. Er gehe auch davon aus, dass an Bord der Ryanair-Maschine Agenten des belarussischen Geheimdienstes KGB gewesen seien.

Die Ryanair-Maschine war am Sonntag auf dem Weg von Athen nach Vilnius, als sie von einem belarussischen Kampfjet zur Landung in Minsk geleitet wurde. Dort wurden der im Exil lebende belarussische Oppositionelle Roman Protasewitsch und seine Freundin festgenommen.

Quelle: ntv.de, mbo/AFP

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