"Werden für immer bleiben" Moskau will dauerhafte Besatzung von Cherson
06.05.2022, 19:17 Uhr
Russische Soldaten vor dem Stadtrat von Cherson.
(Foto: IMAGO/SNA)
Für die südukrainische Hafenstadt Cherson mag es wie eine Drohung klingen: "Russland ist hier, um für immer zu bleiben", erklärt erstmals ein Führungsmitglied der Moskauer Regierungspartei bei einem Besuch in der seit März vollständig eroberten Stadt.
Bei einem Besuch im südukrainischen Cherson hat sich erstmals ein hochrangiger russischer Politiker zu Moskaus Absichten infolge des Militäreinsatzes in der Ukraine geäußert. "An die Menschen in der Region Cherson gerichtet, möchte ich sagen, dass Russland hier ist, um für immer zu bleiben", sagte der hochrangige Funktionär der russischen Regierungspartei Geeintes Russland, Andrej Turtschak, laut einer Erklärung der Partei. Bislang hatte Moskau angegeben, als Hauptziel seines Militäreinsatzes im Nachbarland dessen "Entnazifizierung" anzustreben.
"Es gibt kein Zurück in die Vergangenheit", sagte Turtschak nun laut der Erklärung, aus der die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti zitierte. "Wir werden zusammen leben und diese reiche Region zusammen weiter entwickeln." Turtschak ist erster Stellvertreter des Vorsitzenden des russischen Oberhauses, dem Föderationsrat, und außerdem Generalsekretär des Parteivorstandes von Geeintes Russland. In Cherson kündigte er laut Ria Nowosti zudem die Eröffnung eines Logistikzentrums an, um humanitäre Hilfe in der Region zu leisten.
Die Stadt Cherson, die nahe der 2014 von Moskau annektierten Krim liegt, ist die erste und bislang einzige größere ukrainische Stadt, die seit Beginn der Offensive am 24. Februar vollständig unter russischer Kontrolle steht. Die eingesetzte russische Verwaltung der Küstenstadt hatte bereits angekündigt, ab dem 1. Mai den Rubel als offizielles Zahlungsmittel einzuführen. Die Menschen empfangen statt ukrainischer zudem russische Fernseh- und Radiosender, Tausende erhalten russische Sozialhilfe. In Moskau mehren sich die Stimmen, das Gebiet Cherson der Krim anzugliedern. Doch in der Stadt am Fluss Dnipro protestierten die Einwohner immer wieder gegen die russische Besatzungsmacht, doch Demonstrationen werden gewaltsam beendet.
Die britische Regierung hatte bereits Anfang Mai die Einschätzung geäußert, dass Russland einen langfristigen Einfluss in Cherson anstrebt. Eine dauerhafte Kontrolle über die Stadt und ihre Verkehrsverbindungen werde die russischen Fähigkeiten erhöhen, den Vorstoß im Norden und Westen der Ukraine aufrechtzuerhalten sowie die Kontrolle über die Krim abzusichern, hieß es in einem Bericht des britischen Verteidigungsministeriums mit Verweis auf Geheimdienst-Infos.
Quelle: ntv.de, mau/AFP/dpa