Scharfe Kritik an Sanktionen Moskau wirft USA Polizeistaat-Methoden vor
09.08.2018, 11:24 Uhr
Nach den neuen US-Sanktionen gegen Russland im Fall Skripal lässt die Reaktion aus Moskau nicht lange auf sich warten. Die Sanktionen seien "an den Haaren herbeigezogen", heißt es. Der Vorsitzende des Außenausschusses spricht gar von Lynchjustiz.
Die russische Politik reagiert mit scharfen Worten auf neue US-Sanktionen wegen des Giftanschlags auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal. Die Begründung für neue Strafmaßnahmen sei "an den Haaren herbeigezogen", hieß es in einer Erklärung der russischen Botschaft in Washington. Der Außenpolitiker Konstantin Kossatschow sagte zudem, die USA führten sich wie ein Polizeistaat auf. Der Beschuldigte werde bedroht und gefoltert und schließlich "wie in den schlimmsten Traditionen der Lynchjustiz" bestraft, sagte der Vorsitzende des Außenausschusses im Föderationsrat in Moskau.
Der Ex-Agent Skripal und seine Tochter Julia hatten im März in England eine Vergiftung mit dem in der Sowjetunion entwickelten Kampfstoff Nowitschok nur knapp überlebt. Großbritannien hatte nach dem Anschlag auf die Skripals erklärt, es gebe keine andere plausible Erklärung als die Täterschaft Russlands und wies mehrere russische Diplomaten aus. Viele Staaten schlossen sich dem an, Beweise legte die britische Regierung bislang aber nicht vor. Moskau weist jede Schuld von sich.
Das US-Außenministerium verkündete am Mittwoch dennoch neue Sanktionen gegen Russland. Washington wertet den Fall als verbotenen Einsatz von Massenvernichtungswaffen. Die angekündigten Strafen zielten auf eine Zerstörung der russischen Wirtschaft, sagte der Experte Fjodor Lukjanow, Chefredakteur der Zeitschrift "Russia in Global Affairs". Nach dem Gipfeltreffen der Präsidenten Donald Trump und Wladimir Putin in Helsinki müsse die US-Führung offenbar beweisen, dass sie hart gegen Russland sei, sagte er der Agentur Interfax zufolge. Trump war nach dem Treffen schwer kritisiert worden, weil er sich Putins Dementi einer russischen Einmischung in die US-Wahlen zueigen gemacht hatte.
Quelle: ntv.de, ftü/dpa/rts