Politik

Tausende Angreifer in Pakistan Muslimischer Lynch-Mob stürmt Christen-Viertel

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Geistliche sollen die Angreifer angeführt haben.

Geistliche sollen die Angreifer angeführt haben.

(Foto: AP)

In Pakistan kommt es in der Stadt Jaranwala zu schockierenden Szenen. Weil zwei Einwohner eines Christen-Viertels einen Koran geschändet haben sollen, dringen dort Tausende Muslime ein. Die Angreifer foltern, lynchen und sorgen für massive Zerstörung.

In Pakistan haben Sicherheitskräfte nach Ausschreitungen eines muslimischen Mobs ein Christen-Viertel in der Stadt Jaranwala in der Provinz Punjab abgeriegelt. Alle Zu- und Ausgänge seien mit Stacheldraht blockiert worden, berichtete ein Reuters-Kameramann. Die Provinzregierung teilte mit, paramilitärische Truppen seien zur Unterstützung der Polizei abkommandiert worden. Es seien über 100 Verdächtige festgenommen worden.

Menschen sammeln sich vor einem zerstörten Kirchengebäude in Jaranwala.

Menschen sammeln sich vor einem zerstörten Kirchengebäude in Jaranwala.

(Foto: REUTERS)

Am Mittwoch waren nach Angaben von Einwohnern des Christen-Viertels mehrere Tausend Muslime unter Führung örtlicher Geistlicher in ihren Stadtteil eingedrungen und marodierend durch die Straßen gezogen. Sie seien mit Stöcken, Eisenstangen und Messern bewaffnet gewesen. Mehrere Kirchen seien zerstört und Häuser in Brand gesetzt worden.

Auf Bildern sind verkohlte Fassaden zu sehen, zudem liegen Unmengen an Steinen, Unrat und Gegenständen auf den Straßen. Die Polizei sei während der Ausschreitungen anwesend gewesen, habe aber nichts unternommen, lautet der Vorwurf. Diese weist das allerdings zurück.

Bischof: "Mir fehlen die Worte"

Die aufgebrachte Menge forderte die Herausgabe zweier Einwohner des Christen-Viertels, denen die Schändung eines Korans vorgeworfen wird. Die Gesuchten waren aus ihren Häusern geflohen. Blasphemie wird in Pakistan mit der Todesstrafe bestraft. Zwar ist bislang niemand deswegen hingerichtet worden. Viele Beschuldigte wurden jedoch von empörten Massen gelyncht.

Der Bischof der Kirche von Pakistan, Azad Marshall, teilte in einem Beitrag auf Twitter mit: "Während ich dies schreibe, fehlen mir die Worte. Wir, Bischöfe und Priester, sind zutiefst betroffen und erschüttert über den Vorfall in Jaranwala. Bibeln wurden geschändet und Christen wurden gefoltert und schikaniert, weil sie fälschlicherweise beschuldigt wurden, gegen den Heiligen Koran verstoßen zu haben. Wir rufen nach Gerechtigkeit und Maßnahmen seitens der Strafverfolgungsbehörden."

Quelle: ntv.de, rog/rts

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