"Einfach in Luft aufgelöst" Labour verliert walisische Hochburg Caerphilly nach mehr als 100 Jahren
24.10.2025, 17:45 Uhr Artikel anhören
Erstmals seit 1918 entsendet Caerphilly keinen Labour-Politiker in das Senedd genannte walisische Parlament.
(Foto: picture alliance / empics)
Labour ist nach der Regierungsübernahme in Umfragen abgestürzt. Die Partei von Premier Starmer muss nun die nächste herbe Schlappe einstecken. Bei einer Regionalwahl geht der eigene Kandidat unter. Und das in einer Hochburg der Partei.
Die britische Labour-Partei hat bei einer Nachwahl für das Regionalparlament in Wales in einer ihrer traditionellen Hochburgen eine krachende Niederlage erlitten. Bei der Wahl zur Vergabe eines Mandats in Caerphilly im walisischen Süden erhielt der Labour-Kandidat Richard Tunnicliffe lediglich elf Prozent der Stimmen, wie aus den veröffentlichten Ergebnis hervorgeht.
Den Sitz in dem Senedd genannten Regionalparlament holte sich die walisische Pro-Autonomie-Partei Plaid Cymru mit ihrem Kandidaten Lindsay Whittle. Auf Rang zwei kam die rechtspopulistische Reform UK, die deutlich zulegte und auf 36 Prozent der Stimmen kam. Das waren gut elf Punkte weniger als der am Ende siegreiche Kandidat Lindsay Whittle.
Der 72-jährige Whittle ist langjähriger Lokalpolitiker und schaffte laut Sky News nun im 14 Anlauf den Sprung in ein überregionales Parlament. Die Wahl war notwendig geworden, nachdem der Labour-Abgeordnete Hefin David Mitte August unter bislang nicht öffentlich gemachten Umständen einen Tag vor seinem 48. Geburtstag verstorben war.
Labour hatte den Senedd-Sitz in Caerphilly seit Gründung des Regionalparlaments im Jahr 1999 bislang stets gewonnen. Bei der Wahl zum britischen Unterhaus hatten sich Labour-Kandidaten sogar seit 1918 durchgängig in Caerphilly durchgesetzt. Das lange stark vom Bergbau geprägte Südwales war über Jahrzehnte eine Labour-Hochburg. Die Stimmen für Labour hätten sich "einfach in Luft aufgelöst", sagte Plaid-Cymru-Wahlsieger Whittle zum Wahlergebnis.
Für die Partei von Premierminister Keir Starmer, die laut Umfragen massiv an Zustimmung eingebüßt hat, ist das Ergebnis in Wales ein weiterer Rückschlag. Reform UK um den früheren Brexit-Aktivisten Nigel Farage führt in den Erhebungen derzeit mit deutlichem Abstand.
Im kommenden Mai stehen in Wales, Schottland und in der Hauptstadt London Regional- und Kommunalwahlen an. Das britische Unterhaus dürfte hingegen erst im Jahr 2029 gewählt werden.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP