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"Das passiert in Kriegszeiten" Netanjahu: Israel verantwortlich für Angriff auf Hilfskonvoi

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Verspricht schnelle Aufklärung: Benjamin Netanjahu.

Verspricht schnelle Aufklärung: Benjamin Netanjahu.

(Foto: dpa)

Helfer der Organisation World Central Kitchen wollen im Gazastreifen Nahrung für die Bevölkerung bereitstellen. Ein Autokonvoi mit mehreren Mitarbeitern wird jedoch von einem Luftschlag getroffen, mehrere Menschen sterben. Israel übernimmt erstmals Verantwortung für den direkten Angriff auf Zivilisten.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Verantwortung des israelischen Militärs für einen tödlichen Angriff auf Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen im Gazastreifen eingeräumt. Netanjahu sprach von einem "tragischen Vorfall" und einem "unbeabsichtigten Angriff unserer Streitkräfte auf unschuldige Menschen im Gazastreifen". "Das passiert in Kriegszeiten", sagte er. Die Behörden "überprüfen dies gründlich", erklärte er. Man werde "alles tun, damit sich so etwas nicht wiederholt".

Nach Angaben der Hilfsorganisation waren bei dem vom israelischen Militär ausgeführten Luftangriff im Gazastreifen sieben ihrer Mitarbeiter getötet worden - sechs internationale Helfer sowie deren palästinensischer Fahrer. Auf Filmaufnahmen aus dem Al-Aksa-Märtyrer-Krankenhaus in Deir al-Balah waren die Leichen der Opfer zu sehen. Mehrere von ihnen trugen Schutzkleidung mit dem World-Central-Kitchen-Logo. Aus Unterlagen des Krankenhauses geht hervor, dass es sich bei den Opfern um drei Personen aus Großbritannien, eine aus Polen, eine mit US-kanadischer Staatsbürgerschaft und eine Australierin handelt.

WCK stellte ihre Arbeit im Gazastreifen nach dem Angriff mit sofortiger Wirkung ein. Zypern teilte mit, die in den Gazastreifen geschickten Hilfsschiffe kehrten zurück nach Zypern. An Bord seien noch etwa 240 Tonnen Hilfsgüter, die nicht verteilt worden seien. Etwa 100 Tonnen Hilfsgüter seien zuvor von World Central Kitchen entladen worden, erklärte das Außenministerium in Nikosia. Zypern hat eine zentrale Rolle bei dem Versuch eingenommen, von seinem Hafen Larnaka aus auf dem Seeweg Hilfsgüter für die Hunger leidende Bevölkerung in den Gazastreifen zu bringen und zu verteilen.

"Wo Lebensmittel als Kriegswaffe eingesetzt werden"

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Nach Angaben der Organisation war das Team in einem aus drei Autos, darunter zwei gepanzerten Fahrzeugen, bestehenden Konvoi unterwegs. Das Auto der Opfer sei getroffen worden, nachdem die Mitarbeiter geholfen hätten, im Norden des Küstenstreifens Hilfsgüter auszuliefern, die Stunden zuvor per Schiff aus Zypern eingetroffen waren, sagte Mahmud Thabet, ein Sanitäter des Palästinensischen Roten Halbmonds. Ihm zufolge hatten die Opfer die Verteilung der Hilfsgüter im Norden koordiniert und seien in Richtung Rafah im Süden unterwegs gewesen, als sie getroffen wurden.

Die Leiterin von World Central Kitchen, Erin Gore, erklärte, der Angriff sei nicht nur einer auf ihre Organisation, sondern auf humanitäre Organisationen allgemein, die sich dort engagierten, "wo Lebensmittel als Kriegswaffe eingesetzt werden". Der WCK-Gründer und Starkoch José Andrés erklärte auf der Plattform X, der Tod seiner Kollegen breche ihm das Herz. Seine Organisation arbeitet in mehreren Konflikt- und Krisengebieten und war nach dem Terrorangriff der militant-islamistischen Hamas auf Israel vom 7. Oktober, der den jüngsten Krieg auslöste, auch in Israel im Einsatz.

Quelle: ntv.de, mba/AP

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