Scheitern des Geiseldeals droht Netanjahu stellt Hamas neue Forderungen
13.07.2024, 02:57 Uhr Artikel anhören
Netanjahu besucht Reservisten der israelischen Armee.
(Foto: picture alliance/dpa/GPO)
Israels Premier will in einem Geiseldeal mit der Hamas die Rückkehr von Terroristen in den Norden des Gazastreifens unterbinden. Insider sehen das als eine neue Forderung, die das Abkommen bedroht. Das Büro Netanjahus widerspricht, die Angehörigen sind aufgebracht.
Eine neue Forderung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu könnte einem Medienbericht zufolge die diplomatischen Bemühungen um ein Geisel-Abkommen mit der islamistischen Hamas im Gaza-Krieg zum Scheitern bringen. Der Regierungschef habe in Beratungen mit den israelischen Verhandlern als weitere Bedingung für den Abschluss eines Abkommens festgelegt, dass dieses Regelungen enthalten müsse, die eine Rückkehr bewaffneter Kämpfer aus dem Süden in den Norden des Gazastreifens verhindern. Das schrieb der gut informierte Journalist Barak Ravid im Nachrichtenportal "walla.co.il" unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten israelischen Teilnehmer der derzeit laufenden indirekten Verhandlungen. Dabei vermitteln Ägypten, Katar und die USA. Mehrere Teilnehmer des Verhandlungsteams hätten Vorbehalte gegen diese neue Forderung geäußert, teilte die Quelle mit. Sie sei nicht durchführbar. Es sei nicht klar, warum Netanjahu sie erhoben habe.
Das Amt des Ministerpräsidenten wies in "walla.co.il" die Behauptung, wonach Netanjahu eine neue Forderung erhoben habe, als "grundsätzlich falsch" und "grundlos" zurück. Kritiker unterstellen dem Ministerpräsidenten, an einer Verhandlungslösung nicht interessiert zu sein. Netanjahu regiert in einer Koalition mit ultra-religiösen und rechtsextremen Parteien, auf die er Rücksicht nehmen muss. Bei den schleppend verlaufenden Gesprächen, meist in Kairo oder in Doha, geht es um den Austausch der verbleibenden israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen und um Wege zu einer dauerhaften Waffenruhe im Gaza-Krieg.
Hamas schien sich zu bewegen
Zuletzt war in Verhandlerkreisen vorsichtiger Optimismus aufgekommen, weil die Hamas einige ihrer starren Positionen gelockert zu haben schien. Die Berichte über Netanjahus mutmaßliche neue Forderung versetzten die Angehörigen der Geiseln in Alarmstimmung. "Wir sind wegen dieses unverantwortlichen Verhaltens entsetzt und schockiert", teilte das Forum der Geiselfamilien mit. "Es könnte dazu führen, dass eine Gelegenheit verpasst wird, die vielleicht nie wieder zurückkehrt."
Netanjahu fordert jetzt außerdem, dass die israelische Armee auch künftig die Kontrolle über den sogenannten Philadelphi-Korridor ausübt, der im Süden Gazas entlang der Grenze zu Ägypten verläuft. Laut Israel hat die Hamas diesen Grenzbereich für den Schmuggel von Waffen in den Gazastreifen genutzt. Die israelische Armee hatte den Korridor vor einigen Wochen unter ihre Kontrolle gebracht. Dem "Wall Street Journal" zufolge ging es bei den in dieser Woche zuletzt in Kairo geführten Verhandlungen, bei denen Ägypten, Katar und die USA zwischen Israel und der Hamas vermitteln, um Ideen, wie dieser Grenzstreifen ohne die Präsenz der israelischen Armee gesichert werden könnte.
Ägypten will, dass Israel seine Truppen dort wieder zurückzieht. Doch Netanjahus Büro stellte dazu jetzt in einer Mitteilung klar: "Der Ministerpräsident besteht darauf, dass Israel im Philadelphi-Korridor bleiben wird", hieß es. Darauf zu bestehen, in dem Gebiet zu bleiben, bedeute, "dass es keine Einigung gibt", zitierte die US-Zeitung einen ehemaligen Offizier des israelischen Militärgeheimdienstes und Leiter eines Forums für palästinensische Studien an der Universität Tel Aviv.
Quelle: ntv.de, mau/dpa