Klaus Müller im "Frühstart" Netzagenturchef ruft dazu auf, weniger zu heizen
13.04.2022, 06:25 UhrDie Gasspeicher in Deutschland sind bedenklich leer und ein russischer Lieferstopp ist nicht vom Tisch. Klaus Müller, der Chef der Bundesnetzagentur, ruft die Verbraucher daher zum Gas sparen auf. "Alles, was heute einen Kubikmeter Gas spart, ist gut."
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, ruft Verbraucher und Industrie dazu auf, deutlich mehr Energie einzusparen als bisher. "Aus Sicht der Speicherstände muss ich deutlich sagen: Jeder und jede ist aufgerufen, auch schon heute dazu beizutragen, Gas zu sparen", sagte Müller in der Sendung "Frühstart" bei ntv. "Alles, was heute einen Kubikmeter Gas spart, ist gut."
Im Kinderzimmer oder bei älteren Menschen dürfe es natürlich etwas wärmer sein. "Aber im Rest der Wohnung kann ich auch über 17, 18, 19 Grad nachdenken." Das spare Geld, CO2 und Gas. Die Verbraucher sollten sich aktuell zudem die Frage stellen, ob sie richtig heizen. Es lohne sich, prüfen zu lassen, ob die Heizung optimal eingestellt ist.
Duschverzicht bei Lieferstopp
Müller sagte, die Speicherstände machten ihm Sorgen. Zwar liege man jetzt immerhin wieder knapp unter 30 Prozent. Viele große Speicher aber hätten Probleme. Er sieht noch einen weiten Weg, um die Füllvorgaben des neuen Gasspeichergesetzes der Bundesregierung zu erreichen. "Ende des Jahres müssen wir bei 90 Prozent sein - und Gas ist teuer. Da ist viel zu tun."
Bei einem möglichen Gasembargo gegen Russland oder bei einem vom Kreml verhängten Lieferstopp käme Deutschland mit den aktuellen Mengen und eingekauftem Flüssiggas nur bis zum Ende des Sommers oder Anfang des Herbstes, sagte Müller. "Aber dann wären die Speicher richtig leer. Und das würden wir vor dem Winter nicht haben wollen." Von daher müsste schon jetzt deutlich eingespart werden. "Die Frage, ob man tatsächlich noch siebenmal die Woche warm duschen müsste - mit einer Gasheizung -, die müsste man sich dann noch mal neu stellen."
Gas-Angebot auf Spotmarkt überschaubar
Derzeit gebe es keine Anzeichen dafür, dass Russlands Präsident Wladimir Putin das Gas drossele, so der Präsident der Netzagentur. "So wie in den letzten Wochen auch, erfüllt Russland seine Lieferverpflichtungen. Sie tun aber auch nicht mehr." Auf dem Spotmarkt, wo kurzfristig verfügbares Gas gehandelt wird, sei das Angebot überschaubar.
Auf die Bundesnetzagentur käme im Ernstfall die Aufgabe zu, über die Zuteilung von knappem Gas zu entscheiden. Dafür müsste die dritte Stufe des "Notfallplans Gas" ausgerufen werden. Wie wahrscheinlich dieser Fall sei, wollte Behördenchef Müller nicht einschätzen. "Das kann heute niemand seriös sagen." Er stellte allerdings klar, dass dann Verbraucher sowie Krankenhäuser oder Pflegeheime als letzte von Gasrationierungen betroffen wären.
Für die Industrie aber müssten auf dieser Notfallstufe unangenehme Entscheidungen getroffen werden, Firmen der Lebensmittelversorgung und des Pharmabereichs würden aber bevorzugt. "Das werden sicherlich die Bereiche sein, die wir möglichst lange schützen werden." Vor zwei Wochen hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die erste der drei Warnstufen des Gas-Notfallplans ausgerufen.
Quelle: ntv.de, psc