Angriffe in der Region Charkiw Neue russische Militärgruppe stellt Ukraine vor Probleme
12.05.2024, 17:26 Uhr Artikel anhören
Das Symbol der Militärgruppe Sever: ein X auf einer Raute.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Seit Freitag rücken russische Einheiten in der ukrainischen Region Charkiw vor. Die Truppen gehören zu einem neuen Militärverband des Kreml. Einen Großangriff auf die Regionalhauptstadt halten Analysten aber für unwahrscheinlich. Demnach ist Moskaus Ziel ein anderes.
Seit Freitagmorgen führen russische Truppen Angriffe in der ukrainischen Grenzregion Charkiw durch. Dafür verantwortlich ist Berichten zufolge eine neue russische Militärgruppe mit dem Namen Sever (deutsch: Nord). George Barros, Analyst bei der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW), bezeichnet Sever als einen "operativ bedeutsamen" Verband.
"Russland hat versucht, 60.000 bis 100.000 Soldaten für den Angriff auf Charkiw zu mobilisieren. Wir gehen davon aus, dass es eher 50.000 sind", sagte Barros dem US-Sender CNN. Dennoch verfüge die Formation über eine große Kampfkraft. Einen Angriff auf Charkiw, die zweitgrößte Stadt der Ukraine, hält Barros derzeit für unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher sei, dass es Moskau darum gehe, Kiew dazu zu zwingen, Reserven aus dem Osten nach Norden zu verlegen. Durch eine Ausdünnung der ukrainischen Linien hoffe Russland auf neue Schwachstellen. Die Region Donezk sei weiterhin Russlands "wichtigstes Operationsziel für 2024", so Barros.
Das ISW geht davon aus, dass Russland in der Region Charkiw bislang nur eine begrenzte Zahl an Kampftruppen einsetzt. Demnach berichteten ukrainische Kriegsblogger über den Einsatz von zwei Kompanien des 7. motorisierten Schützenregiments, zwei Bataillone der 18. motorisierten Schützenbrigade sowie Elemente des 30. motorisierten Schützenregiments und der 128. motorisierten Schützenbrigade.
Dem ukrainischen Militärbeobachter Alexander Kovalenko zufolge hat Moskau etwa 2000 Soldaten im Kampfgebiet und 1500 bis 2000 Mann in unmittelbarer Reserve. Mindestens 20 russische Militärfahrzeuge sollen seit Freitag zerstört worden seien, wobei sich Russland laut dem ISW auf Infanterievorstöße konzentriert. Die Analysten gehen aber davon aus, dass der Kreml seine Angriffe in den kommenden Tagen intensivieren wird.
Quelle: ntv.de, jpe