Juntas stützen sich gegenseitig Nigers Nachbarstaaten drohen sich mit Krieg
31.07.2023, 23:47 Uhr Artikel anhören
Unterstützer der Putschisten gingen am Wochenende in Niamey auf die Straße und skandierten vor allem anti-französische Parolen.
(Foto: REUTERS)
Aus dem Militärputsch im Niger könnte sich ein Flächenbrand in Westafrika entwickeln. Der regionale Staatenbund ECOWAS hatte ultimativ die Wiedereinsetzung des gewählten Präsidenten gefordert und andernfalls mit einem gewaltsamen Eingreifen gedroht. Zwei benachbarte Militärdiktaturen wollen den Putschisten jedoch zur Hilfe kommen.
Die Regierungen in Mali und Burkina Faso haben davor gewarnt, dass ein militärisches Eingreifen im Nachbarland Niger zur Wiedereinsetzung des festgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum von ihnen als "Kriegserklärung" aufgefasst würde. "Jegliche militärische Intervention im Niger käme einer Kriegserklärung gegen Burkina Faso und Mali gleich", teilten beide ebenfalls aus Staatsstreichen hervorgegangene Regierungen in einer gemeinsamen Erklärung mit.
Am Sonntag hatte die ECOWAS bei ihrem Treffen in der nigerianischen Hauptstadt Abuja den selbsterklärten Machthabern im Niger ein Ultimatum gestellt und auch mit dem "Einsatz von Gewalt" gedroht. Zudem forderte sie die "sofortige Freilassung" des von den Putschisten festgesetzten Präsidenten Bazoum. Die EU stellte sich hinter die Drohungen der westafrikanischen Staatengemeinschaft gegen die neuen Militärmachthaber. "Die Europäische Union unterstützt alle Maßnahmen, die die ECOWAS als Reaktion auf den Staatsstreich ergriffen hat und wird sie rasch und entschlossen fördern", sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.
Auch Großbritannien und die USA begrüßten den Vorstoß der ECOWAS. Die EU, die ehemalige Kolonialmacht Frankreich sowie Großbritannien setzten ihre Budgethilfen aus. Deutschland stoppt zunächst die zwischenstaatliche Entwicklungshilfe für den Niger. Die EU drohte zudem für den Fall von Angriffen auf diplomatische Einrichtungen und deren Personal mit Vergeltungsmaßnahmen. Französischen Medienberichten zufolge artete ein Protest vor der französischen Botschaft in Niamey in Gewalt aus.
Nigrische Militärs hatten am vergangenen Mittwoch den seit 2021 amtierenden Bazoum festgesetzt. Ende der Woche erklärte sich dann der bisherige Chef der Präsidentengarde, General Abdourahamane Tiani, zum neuen Machthaber. Nach Mali und Burkina Faso ist Niger bereits der dritte Staat in der Sahelzone, der seit 2020 einen Putsch erlebt.
Quelle: ntv.de, mbo/AFP