Ziel: Militärische Entspannung Nord- und Südkorea wagen Annäherung
09.01.2018, 13:35 Uhr
Vereinigungsminister Cho Myoung Gyon (l.) schüttelt dem Nordkoreaner Ri Son Gwondie die Hand.
(Foto: AP)
Überraschende Signale der Hoffnung auf der koreanischen Halbinsel: Das erste Treffen von Vertretern beider Länder seit zwei Jahren endet mit einer gemeinsamen Erklärung. Demnach streben beide Länder eine militärische Entspannung an.
Süd- und Nordkorea haben sich auf weitreichende Maßnahmen zur Verbesserung ihrer angespannten Beziehungen geeinigt. In einer gemeinsamen Mitteilung erklärten die Nachbarländer nach dem ersten Treffen seit mehr als zwei Jahren, sie wollten die "aktuellen militärischen Spannungen entschärfen" und dazu Militärgespräche führen. Beide Seiten wollen zudem ihre hochrangigen Gespräche fortsetzen, berichteten südkoreanische Sender.
Der Austausch solle in verschiedenen Bereichen wieder aktiviert werden. Zuvor hatte Nordkorea angeboten, eine Delegation zu den Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang im Februar zu entsenden - neben Athleten auch Fans, Künstler, Zuschauer und Journalisten.
Ferner einigten sich Nord- und Südkorea auf die Wiedereinrichtung einer direkten militärischen Telefonverbindung. Während der Gespräche zwischen den beiden koreanischen Staaten habe der Norden mitgeteilt, dass eine im westlichen Teil der Grenze liegende Verbindung wieder freigeschaltet worden sei, sagte der südkoreanische Vize-Vereinigungsminister Chun Hae Sung. Die südkoreanische Seite habe entsprechend angekündigt, die militärische Telefonverbindung ab Mittwochmorgen wieder zu nutzen. In der vergangenen Woche hatten beide Länder bereits mehrere zivile Telefon- und Faxleitungen im demilitarisierten Panmunjom wieder in Betrieb genommen.
Eine Diskussion ihres Atomprogramms lehnte die Führung in Pjöngjang allerdings ab. Dies sei keine Angelegenheit zwischen den beiden koreanischen Staaten, sagte Nordkoreas Delegationsleiter Ri Son Gwon. Die Waffen seines Landes seien nur auf die USA gerichtet, nicht auf Südkorea, China oder Russland.
Seoul will Familienzusammenführungen
Die Gespräche kamen nach überraschenden Entspannungssignalen des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un zustande. Kim hatte am Neujahrstag die Entsendung einer Abordnung zu den Olympischen Winterspielen vom 9. bis zum 25. Februar im Nachbarland in Aussicht gestellt. Er drohte jedoch zugleich den USA erneut, die Atomwaffen seines Landes könnten das gesamte US-Festland erreichen.
Die südkoreanische Seite habe Nordkorea jetzt vorgeschlagen, dass Mannschaften beider Länder bei der Eröffnungs- und Schlussfeier der Winterspiele gemeinsam marschieren, sagte Vize-Vereinigungsminister Chun Hae Sung nach einer ersten Gesprächsrunde am Vormittag. Darüber hinaus drängte Seoul aber auch auf neue Treffen zwischen Familien, die durch den Korea-Krieg (1950-53) auseinandergerissen wurden.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte am Montag mitgeteilt, nach den politischen Gesprächen sehr schnell darüber beraten zu wollen, wie eine Teilnahme Nordkoreas an den Winterspielen konkret umgesetzt werden könne. Für die Spiele in Pyeongchang hatten sich nur die nordkoreanischen Eiskunstläufer Ryom Tae Ok und Kim Ju Sik qualifiziert, sich jedoch nicht fristgerecht angemeldet.
UN-Generalsekretär António Guterres erklärte, er freue sich insbesondere über die Vereinbarung, Militärgespräche über eine Entspannung wiederaufzunehmen. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sprach von einem ermutigenden Signal. Aus China und Russland kamen bereits zuvor positive Reaktionen.
Auch die USA begrüßten den positiven Ausgang der Gespräche. US-Präsident Donald Trump habe Südkoreas Staatschef Moon Jae-In am 4. Januar deutlich gemacht, dass die USA an friedlichen und erfolgreichen Winterspielen interessiert seien. "Im selben Gespräch verständigten sich die beiden Staatsmänner darauf, die Strategie des maximalen Drucks auf Nordkorea mit dem Ziel einer kompletten Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel weiterzuverfolgen", hieß es in einem Statement des US-Außenministeriums. Zugleich warnten die USA aber vor einem zu großen Entgegenkommen gegenüber Pjöngjang. Es müsse dafür gesorgt werden, dass durch die vereinbarte Teilnahme Nordkoreas an den Winterspielen nicht gegen die vom UN-Sicherheitsrat verhängten Sanktionen gegen Nordkorea verstoßen werde, hieß es.
Hoffen auf nachhaltige Annäherung
Die Gespräche auf südkoreanischer Seite von Panmunjom hätten hohe Erwartungen ausgelöst, sagte der nordkoreanische Delegationsleiter Ri Son Gwon. Er sei in der Hoffnung gekommen, diese "mit einer ernsten und glaubhaften Einstellung" zu führen, fügte der Vorsitzende des Komitees für die Friedliche Wiedervereinigung des Vaterlandes hinzu. Südkoreas fünfköpfige Delegation wurde von Vereinigungsminister Cho Myoung Gyon angeführt.
Südkorea hofft, über die Zeit der Olympischen Spiele und Paralympischen Winterspiele im März hinaus die Grundlage für eine dauerhafte Entspannung zu schaffen. Die Spannungen wegen des Atomstreits mit Nordkorea hatten sich im vergangenen Jahr nach zahleichen Raketentests des Landes und dem bisher stärksten Atomversuch zugespitzt. Insbesondere der verbale Schlagabtausch zwischen US-Präsident Donald Trump und der Führung in Pjöngjang, die den USA eine feindselige Politik vorwirft, hatte die schlimmsten Befürchtungen ausgelöst.
Quelle: ntv.de, shu/dpa/AFP/rts