Politik

Keine Haft nach Hanoi-Gipfel? Nordkorea präsentiert vermissten Funktionär

Kim Yong Chol bei einem Besuch in New York im vergangenen Jahr.

Kim Yong Chol bei einem Besuch in New York im vergangenen Jahr.

(Foto: imago/Xinhua)

Statt in einem Gefangenlager taucht ein vermisster nordkoreanischer Funktionär bei einer Veranstaltung mit Machthaber Kim Jong Un auf. Südkoreanische Medien hatten über die Inhaftierung des Mannes berichtet. Weiterhin unklar ist das Schicksal angeblich hingerichteter Mitarbeiter des Außenministeriums.

Ein angeblich zu Zwangsarbeit verurteilter hochrangiger Funktionär Nordkoreas ist laut staatlichen Medien wieder an der Seite des Machthabers Kim Jong Un aufgetaucht. Die südkoreanische Zeitung "Chosun Ilbo" hatte in der vergangenen Woche berichtet, Kim Yong Chol, der frühere Chefunterhändler bei den Abrüstungsverhandlungen mit den USA, sei nach dem gescheiterten Gipfeltreffen Kim Jong Uns mit US-Präsident Donald Trump im Februar in Vietnam in ein Arbeits- und Umerziehungslager geschickt worden.

Zu Wochenbeginn berichteten nordkoreanischen Staatsmedien nun, Kim Yong Chol habe neben anderen Funktionären den Machthaber und dessen Frau Ri Sol Ju zu einer Aufführung am Sonntag in Pjöngjang begleitet. Ein in der Staatszeitung "Rodong Sinmun" veröffentlichtes Foto zeigte Kim Yong Chol fünf Sitzreihen unterhalb von Kim Jong Un - allerdings bedeckte er sein Gesicht mit beiden Händen.

Die südkoreanische Zeitung "Chosun Ilbo" hatte zudem berichtet, Nordkoreas Führung habe nach dem Gipfel den früheren Sondergesandten für die USA, Kim Hyok Chol, sowie einige Beamte des Außenministeriums hinrichten lassen. Die auflagenstärkste südkoreanische Zeitung berief sich dabei auf namentlich nicht genannte Quellen. Das Vereinigungsministerium in Seoul wollte die Angaben nicht kommentieren. Eine offizielle Bestätigung aus Nordkorea gab es dazu erwartungsgemäß nicht.

Brutales Durchgreifen nach Misserfolgen

Die Führung in Pjöngjang ist allerdings bekannt dafür, im Fall politischer Misserfolge hart und rücksichtslos durchzugreifen. Der hochrangige Parteifunktionär Jang Song Thaek, Onkel des Machthabers Kim Jong, soll Ende 2013 als "Verräter" hingerichtet worden sein.

Ein knappes halbes Jahr später tauchten Hinweise auf, dass das Regime seinen damaligen Verteidigungsminister Hyon Yong Chol ungewöhnlich brutal erschießen ließ. Hyon soll vor den Augen von Hunderten Regierungsbeamten durch eine Salve aus einem großkalibrigen Flugabwehrgeschütz hingerichtet worden sein. Im August 2016 berichteten südkoreanische Medien, dass das Regime einen Staatssekretär und einen früheren Agrarminister auf Anordnung Kims ebenfalls per Flak-Feuer hingerichtet habe. Auch dazu gab es aus Pjöngjang weder ein Dementi noch eine Bestätigung.

In einzelnen Fällen haben sich solche Berichte aus Südkorea über die Hinrichtung oder Verbannung von Funktionären in dem weithin isolierten Nachbarland im Nachhinein als nachweislich falsch erwiesen. So war im Mai 2016 der angeblich hingerichtete frühere Armeechef Ri Yong Gil wieder in der Öffentlichkeit erschienen. Die Hintergründe für sein zeitweiliges Verschwinden blieben auch hier um Dunkeln.

Quelle: ntv.de, kst/mmo/dpa/AFP

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