Kraftwerk nach Brand vom Netz Nürnberg ruft Katastrophenfall aus
09.02.2021, 09:56 Uhr
In Nürnberg wird nach einem Brand ein großes Kraftwerk vom Netz genommen - nun müssen rund 15.000 Bewohner der Stadt frieren. Betroffen sind auch eine Klinik, Schulen und Pflegeheime. An der Ersatzversorgung wird gebaut, sinkende Temperaturen könnten das Problem aber wieder verschärfen.
Wegen eines Feuers in einem Nürnberger Großkraftwerk hat die Stadt den Katastrophenfall ausgerufen. Die Fernwärmeversorgung ist in einzelnen Stadtteilen beeinträchtigt, in den Stadtteilen Gebersdorf und Röthenbach musste die Leistung auf zehn bis 15 Grad Celsius abgesenkt werden. In den betroffenen Gebieten gibt es nach Angaben der Stadt 1150 Anschlusspunkte für Fernwärme. Betroffen seien neben Haushalten unter anderem auch große Betriebe, eine Klinik, Schulen, ein Einkaufszentrum sowie zwei Alten- und Pflegeeinrichtungen. 15.000 Menschen können nur noch eingeschränkt heizen.
Stadt und Energieversorger richteten Krisenstäbe ein. In Nürnberg herrschen derzeit winterliche Temperaturen mit Minusgraden, am Morgen waren es 6 Grad unter null. Die Wärmezufuhr für einzelne Abnehmer müsse vorübergehend gedrosselt werden, hieß es von N-Ergie. Zudem bat der Versorger alle Kunden in den betroffenen Stadtteilen, den Heizungs- und Warmwasserbedarf auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Mit Hochdruck bauen Techniker mit mobilen Heizanlagen eine ergänzende Versorgung auf.
Der Brand war am Montagabend im Erdgeschoss des Kraftwerkblocks I des Betreibers Uniper ausgebrochen und hatte sich nach Angaben der Feuerwehr bis auf eine Höhe von 80 Metern ausgebreitet. Die Ursache ist noch unklar. Nach wenigen Stunden konnte die Feuerwehr den Brand mit bis zu 120 Einsatzkräften löschen. Die Größe des entstandenen Schadens konnte zunächst nicht beziffert werden. Verletzte gab es nach ersten Erkenntnissen nicht. Laut "Nürnberger Nachrichten" wird das Kraftwerk mit Gas und teils auch mit Öl betrieben.
Hotels helfen
N-Ergie-Vorstandschef Josef Hasler sagte, durch den Ausfall fehlten nun etwa 15 bis 18 Megawatt an Leistung, die ausgeglichen werden müssen. Mehrere Großbetriebe hätten sich direkt zum Verzicht auf fünf Megawatt bereit erklärt. Die dann noch bestehende Lücke von zehn bis 13 Megawatt solle durch mobile Heizanlagen geschlossen werden. Hasler sagte, es sehe zwar "relativ gut aus" mit dem raschen Aufbau der Ersatzversorgung. Das Dilemma sei aber, dass auf Nürnberg deutlich tiefere Temperaturen zukommen. Bei Temperaturen von plus fünf Grad gebe es keine Probleme - die Temperaturen sollten aber auf minus zehn Grad und weniger fallen.
Hasler sagte, es werde einige Zeit brauchen, bis das Kraftwerk wieder voll in Betrieb gehen könne. "Ich gehe davon aus, dass das nicht innerhalb der nächsten 14 Tage repariert ist." Ziel sei, die fehlende Leistung nun durch die mobilen Heizzentralen zu kompensieren. Hasler und Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König sprachen von einer überwältigenden Hilfsbereitschaft anderer Energieversorger und Kommunen, um für Ersatzgeräte zu sorgen. "Die Hilfsbereitschaft ist wirklich gigantisch, das freut uns sehr", sagte der CSU-Politiker König.
An den Hilfsangeboten beteiligten sich demnach auch die Nürnberger Hotels. Bewohner der betroffenen Stadtteile können dort zu vergünstigten, darüber hinaus von der Stadt auch noch bezuschussten Preisen in Hotelzimmern unterkommen und damit für 40 Euro pro Nacht Zimmer bekommen. Es werde aber niemand gezwungen, seine Wohnung zu verlassen, sagte der Oberbürgermeister.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa