Äthiopien spricht von Terror Null Toleranz nach Massaker an 100 Zivilisten angekündigt
20.06.2022, 19:54 Uhr
Abiy Ahmed will auf das Massaker in der Region Oromia mit aller Härte reagieren.
(Foto: picture alliance / Xinhua News Agency)
Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed verurteilt das Massaker an mindestens 100 Menschen im Westen des Landes aufs Schärfste. Seine Regierung werde "null Toleranz" zeigen. Für die grausame Attacke wird eine Rebellengruppe verantwortlich gemacht, diese bestreitet die Tat.
Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed hat nach einem Massaker an mehr als 100 Zivilisten in der Region Oromia "null Toleranz" gegenüber den Verantwortlichen angekündigt. Er nannte die Tat Terror. Die Wiederherstellung von Sicherheit und Frieden habe oberste Priorität für seine Regierung, sagte Abiy, der 2019 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war.
Am Samstag war es nahe der Stadt Gimbi und in mehreren umliegenden Dörfern zu den Angriffen gekommen, die sich nach Angaben von Augenzeugen vor allem gegen Angehörige der amharischen Volksgruppe richteten. Augenzeugen hatten berichtet, mehr als 100 Menschen seien von den bewaffneten Tätern erschossen worden.
Ein Einwohner aus einer betroffenen Ortschaft sagte, er habe sogar von um die 300 geborgenen Toten gehört. Viele Menschen versteckten sich aus Furcht vor Folgeangriffen in den umliegenden Wäldern, berichtete ein weiterer Augenzeuge. Bei dem Angriff seien vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen erschossen worden.
Suche nach mehr Autonomie
Die regionale Regierung machte die Rebellengruppe Oromo-Befreiungsarmee (OLA) verantwortlich und sprach von einer "grausamen Attacke auf Unschuldige". Ein Sprecher der Gruppe bestritt dagegen, dass die Rebellen den Angriff verübt hätten. Die OLA ist eine Splittergruppe der politischen Partei Oromo Liberation Front und fordert mehr Autonomie und Selbstbestimmung für das Volk der Oromo. Die Oromo bilden mit rund 35 Millionen Menschen die größte ethnische Gruppe des Landes am Horn von Afrika. Bereits seit dem 19. Jahrhundert ist es jedoch die amharische Minderheit, die in Äthiopien politisch dominiert.
Mit knapp 115 Millionen Einwohnern ist der Vielvölkerstaat Äthiopien das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung Afrikas. Das Land am Horn von Afrika galt lange Zeit als Stabilitätsanker der Region, ist aber in den vergangenen Jahren zunehmend von ethnischen Konflikten zerrissen.
Nur ein Jahr, nachdem Abiy den Nobelpreis für den Friedensprozess mit dem seit Jahren verfeindeten Nachbarstaat Eritrea erhalten hatte, hatten die inneren Konflikte zwischen den ethnischen Gruppen zugenommen. Im November 2020 hatte die äthiopische Regierung Truppen in die Region Tigray in Nordäthiopien und gegen die dort regierende Tigray Befreiungsfront geschickt.
Seitdem entwickelte sich dort ein Bürgerkrieg, in dem Menschenrechtsorganisationen beiden Seiten Kriegsverbrechen und ethnische Säuberungen vorwerfen. Die Oromo-Befreiungsarmee hat sich mit der Tigray-Befreiungsfront verbündet. Beide verfolgen das Ziel von mehr Autonomie für ihre jeweilige ethnische Gruppe.
Quelle: ntv.de, dbe/dpa