Politik

"Panzer auf der Fifth Avenue" Linker Mamdani fordert Trump vor dessen Tür in New York heraus

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
MamdaniViral.jpg

Die größte Stadt der Vereinigten Staaten wählt ihren Bürgermeister. Beste Chancen hat Zohran Mamdani, der 34-jährige Linke, der ankündigt, sich US-Präsident Trump zu widersetzen. Dieser beschimpft ihn schon seit Monaten.

Am Wochenende wurde die Bedeutung der Bürgermeisterwahl in New York für das Land deutlich: Fox News hatte den linken Kandidaten Zohran Mamdani in den medialen Vorgarten von Präsident Donald Trump eingeladen. Und der mögliche neue Stern am progressiven Polithimmel wandte sich kurz vor der Wahl direkt an seinen indirekten Gastgeber: "Ich werde keiner sein, der Sie anruft, wie (Bürgermeister) Eric Adams, um nicht ins Gefängnis zu wandern, kein in Ungnade gefallener wie (mein Konkurrent) Andrew Cuomo, der danach fragt, wie ich diese Wahl gewinne: Ich kann das allein."

Der 34-jährige Mamdani tritt am heutigen Dienstag gegen den politikerfahrenen Ex-Gouverneur Cuomo sowie den Republikaner Curtis Sliwa an - und liegt nach einem eisernen Wahlkampf über zu hohe Lebenshaltungskosten und dem überraschenden Vorwahlsieg bei den Demokraten in Umfragen deutlich vorn. "Manche Leute haben (Mamdani) mit einer linken Version von Ihnen verglichen, charismatisch, die alten Regeln brechend. Was halten Sie davon?", wurde Trump am Wochenende von einer Journalistin gefragt. "Nun, ich denke, ich sehe viel besser aus als er, oder?", meinte der US-Präsident scherzhaft. Aber er drohte auch: "Es wird mir schwerfallen, New York viel Geld zu geben. Denn wenn ein Kommunist regiert, verschwendet man nur das Geld, das man dorthin schickt."

Trump adelt Mamdani schon seit Monaten als Widersacher, als einen möglichen neuen Lieblingsfeind: mit abfälligen Kommentaren über ihn und dessen Vorhaben. Der bezeichnet sich als demokratischer Sozialist und hat große Pläne geäußert für die teuerste und bevölkerungsreichste Stadt der Vereinigten Staaten. Mamdani möchte einen Teil der Mieten einfrieren, Kitas sowie Busfahrten des öffentlichen Nahverkehrs gratis anbieten, da diese insbesondere in Vierteln einkommensschwächerer Einkommensschichten wichtig sind. Und er schlägt die Gründung städtischer Supermärkte vor, die mit günstigeren Angeboten auch Preisdruck auf private ausüben würden.

Elektrisierte Wählerschaft

Bereits seit dem 25. Oktober strömen die New Yorker regelrecht in die Wahllokale, rund 735.000 hatten schon vor dem 4. November ihre Stimme abgegeben – viermal so viele wie vor der vergangenen Bürgermeisterwahl. In der Vergangenheit war die Entscheidung über das New Yorker Rathaus vielleicht ein nationales, aber kaum ein internationales Thema. Das ist dieses Mal anders. Mamdani könnte einer der Vertreter derjenigen werden, die mit Trumps Politik unzufrieden sind. Lehren aus dem Wahlkampf eines jungen, linken Politikers, der Menschen erreicht, dürften auch für die kommenden Kongress- oder sogar Präsidentschaftswahlen wichtig sein.

Mamdani ist Mitglied bei den Democratic Socialists of America, der größten linken Organisation in den USA. Er wird unterstützt von Alexandria Ocasio-Cortez, ihrem prominentesten Mitglied, sowie vom unabhängigen linken Senator Bernie Sanders. Die beiden treten bereits seit Monaten unter der Überschrift "Bekämpft Oligarchie" (Fight Oligarchy) immer wieder auf Kundgebungen mit Reden gegen die Regierung, Korruption, Selbstbereicherung und die Bevorteilung von Superreichen auf.

Trump gefällt all das gar nicht. "Wir werden eine unserer großartigen Städte nicht ruinieren, denn wir werden sie großartig machen", sagte er vor einigen Wochen, als er ankündigte, bei einem Wahlsieg Mamdanis die Nationalgarde in die Stadt zu schicken: "Wir werden die Kriminalität in etwa 30 Tagen beseitigen", behauptete der US-Staatschef. Er drohte auch damit, die Staatsbürgerschaft des in Uganda geborenen Kandidaten mit US-Pass zu überprüfen. "Wir gucken uns alles an", so Trump. Er bezeichnete Mamdani unter anderem als "völlig verrückt" sowie als "hundertprozentigen kommunistischen Irren". Trump drohte mit Mamdanis Verhaftung, falls der sich als Bürgermeister den Abschiebungen durch die Migrationsbehörde ICE widersetzen würde.

"Sie fürchten ein Exempel"

New York ist eine sogenannte Zufluchtsstadt ("Sanctuary City") für Einwanderer. Mamandi kündigte bereits an, die Polizei werde nicht mit ICE kooperieren. Von etwa 8,5 Millionen Einwohnern sind mehr als ein Drittel Einwanderer, zwischen 400.000 und 500.000 Migranten haben laut Schätzungen keine gültige Aufenthaltsgenehmigung. Mamdanis Konkurrent Cuomo behauptete, Präsident Trump würde die Stadt "übernehmen" und das US-Militär entsenden, sollte Mamdani gewinnen: "Er wird Panzer auf die Fifth Avenue schicken." Die Fifth Avenue zieht sich am Central Park in Manhattan entlang und ist bekannt für ihre Luxusgeschäfte, Gebäude wie das Rockefeller Center und das Metropolitan Museum of Art.

Mamdani hat weitreichende Vorhaben - Trump nennt ihn deshalb "kommunistischer Irrer".

Mamdani hat weitreichende Vorhaben - Trump nennt ihn deshalb "kommunistischer Irrer".

(Foto: REUTERS)

Sehr vieles deutet auf einen deutlichen Erfolg Mamdanis hin. Der Linke führt im Umfrageschnitt mit 46 Prozent vor Cuomo mit 31 Prozent und Sliwa mit 17 Prozent. Sein Sieg wäre nach zehn Monaten in Trumps zweiter Amtszeit ein frühes Signal für diejenigen, die den Präsidenten ablehnen; auch für die Partei der Demokraten, die sich seit einem Jahr in der Defensive befindet. Trump stellt Mamdani als neuen Anführer einer extremistischen Opposition dar. Der Kandidat kündigte mehrfach an, sich als Bürgermeister dem Weißen Haus widersetzen zu wollen.

Am Nachmittag vor der Wahl hält Mamdani vor Wahlhelfern im Stadtteil Queens noch einmal eine Ansprache, die so etwas wie eine Abschlussrede ist. Er sei der Kandidat für "New Yorker, die wissen, dass sie von einer doppelten Krise bedroht sind", meint Mamdani: "Einerseits durch eine autoritäre Regierung und andererseits durch die Erschwinglichkeitskrise". Eben diese Erschwinglichkeitskrise war einer der Gründe, warum Trump überhaupt im Weißen Haus sitzt.

Der Republikaner hatte im Präsidentschaftswahlkampf versprochen, unter ihm sänken die Preise, die unter seinem Vorgänger Joe Biden wegen der Corona-Pandemie und Lieferkettenproblemen in die Höhe geschnellt waren. Davon ist bislang nichts zu spüren. Das weiß auch Mamdami. Trump und auch dessen Verbündeter Elon Musk hätten Angst davor, "dass wir alles erreichen werden, wofür sie sich eingesetzt haben", sagt er: "Sie fürchten die Macht eines Exempels."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen