Vatikan in Nöten Papst preist "große Kultur und Menschlichkeit" der Russen
29.08.2023, 20:58 Uhr Artikel anhören
Russisches Leben, wie es wohl dem Papst gefällt: Ein voller Mond bescheint St. Katharina - die bedeutendste römisch-katholische Kirche in Sankt Petersburg.
(Foto: imago images/ITAR-TASS)
Der Vatikan ist um Schadensbegrenzung bemüht: In einer Rede an russische Katholiken bezeichnet der Papst diese unter anderem als "die Kinder des großen Russlands, der großen Heiligen, der Könige, Peter des Großen, Katharina der Großen." Die Ukraine reagiert nicht amüsiert.
Nach heftiger Kritik aus der Ukraine an einer Ansprache des Papstes an junge russische Katholiken hat der Vatikan versucht, die Wogen zu glätten. Franziskus hatte die Jugendlichen in St. Petersburg als "Erben der großen Mutter Russlands" bezeichnet. Mit den "spontanen" Bemerkungen habe der Pontifex die jungen Menschen ermutigen wollen, "das Positive an Russlands großem kulturellen und spirituellen Erbe zu bewahren und zu fördern", erklärte Vatikansprecher Matteo Bruni. Die Aussagen dienten sicher nicht dazu, "das imperialistische Verständnis Russlands zu verherrlichen", fügte der Vatikan-Sprecher hinzu.
Der Papst hatte am 25. August eine online übertragene Videoansprache an katholische Jugendliche in St. Petersburg gerichtet und sie darin wörtlich als "die Kinder des großen Russlands, der großen Heiligen, der Könige, Peter des Großen, Katharina der Großen, und eines russischen Volkes mit großer Kultur und Menschlichkeit" bezeichnet. Das Medienportal des Vatikans hatte zwar über die Ansprache des Papstes im Rahmen des Russischen Jugendtages berichtet, deren Wortlaut oder das Video jedoch nicht veröffentlicht. Es hieß lediglich, Franziskus habe die Jugendlichen dazu aufgerufen, "Friedensstifter" zu sein und "Samen der Versöhnung zu säen".
Nach Bekanntwerden des genauen Inhalts nannte der Sprecher des ukrainischen Außenamts, Oleg Nikolenko, die Wortwahl des Papstes am Montag "sehr unglücklich". Mit dieser Art "der imperialistischen Propaganda" rechtfertige der Kreml den Tod von tausenden Ukrainern und die Zerstörung hunderter ukrainischer Städte. Es sei "sehr bedauerlich", dass diese Ideen "bewusst oder unbewusst" aus dem Munde des Papstes kämen, erklärte Nikolenko.
Der ehemalige Leiter der Heinrich-Böll-Stiftung in Kiew, Sergej Sumlenny, kommentierte die Aussagen des Papstes auf der Plattform X: "Dies könnte leicht eine kriegstreiberische Rede von Wladimir Putin selbst sein. In der Tat sind Peter I. und Katharina II. die beiden Lieblingsmonarchen Putins. Es ist klar, warum: weil sie verrückte Gefolgsleute und Aggressoren waren."
Moskau begrüßte dagegen die Aussagen des Papstes. Seit dem russischen Überfall ruft Papst Franziskus regelmäßig zum Frieden in der Ukraine auf, ohne jedoch eindeutig Position zu beziehen.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP