Lebensmittel werden knapp Paris kündigt Luftbrücke nach Neukaledonien an
17.05.2024, 07:31 Uhr Artikel anhören
Dieses Shoppingcenter in Nouméa wurde niedergebrannt und geplündert.
(Foto: picture alliance / abaca)
Durch die tagelangen Unruhen ist die Versorgung der etwa 300.000 Menschen auf Neukaledonien eingeschränkt. Flugzeuge sollen deshalb das Nötigste einfliegen. Wegen der Ausschreitungen schickt Paris zudem eine Spezialeinheit in das französische Überseegebiet.
Nach tagelangen schweren Krawallen im französischen Überseegebiet Neukaledonien hat sich die Lage mit der Ausrufung des Ausnahmezustands leicht entspannt. Das sagte der französische Hochkommissar Louis Le Franc. Jedoch bleibt der internationale Flughafen weiter geschlossen, und die Lebensmittel werden immer knapper. Vor Supermärkten bildeten sich lange Schlangen, wie der Sender 1ère Nouvelle-Calédonie berichtete. Frankreichs Regierung kündigte eine Luftbrücke an, um die Bevölkerung der Inselgruppe im Südpazifik mit dem Nötigsten zu versorgen. In dem Überseegebiet leben etwa 300.000 Menschen.
Durch den von Paris zunächst für zwölf Tage verhängten Ausnahmezustand können die Behörden nun unter anderem Demonstrationsverbote erlassen, öffentliche Orte und Webseiten sperren und der Polizei und Justiz erweiterte Befugnisse einräumen. Dennoch kam es örtlichen Medienberichten zufolge auch an diesem Freitag speziell in Teilen der Hauptstadt Nouméa zu Zwischenfällen. So gingen noch immer Geschäfte in Flammen auf, sogar ein Kindergarten wurde geplündert und völlig zerstört.
Der französische Premierminister Gabriel Attal kündigte die Entsendung von 1000 zusätzlichen Einsatzkräften an, die die Kollegen vor Ort unterstützen sollen. Unter anderem trafen Berichten zufolge bereits Mitglieder einer Spezialeinheit, der französischen Eingreiftruppe der Nationalgendarmerie (GIGN), aus Polynesien ein.
Dem französischen Hochkommissar zufolge sind einige Gebiete in Neukaledonien nicht mehr unter staatlicher Kontrolle. Es werde Verstärkung eintreffen, um die Kontrolle über die Gebiete zurückzuerlangen, in denen die Kontrolle in den vergangenen Tagen entglitten und nicht mehr gewährleistet sei, sagte Louis Le Franc vor Reportern.
Protest entzündet sich an geplanter Verfassungsreform
Bei den Protesten von Befürwortern einer Unabhängigkeit der Inselgruppe, die 1500 Kilometer östlich von Australien liegt, geht es um eine geplante Verfassungsreform der Regierung in Paris. Diese soll Tausenden französischstämmigen Bürgern das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen. Vor allem die Bevölkerungsgruppe der Kanaken - Neukaledoniens Ureinwohner - hofft aber schon lange auf einen eigenen Staat. Der nationale Rat der Kanaken warf Paris vor, die umstrittene Reform voranzutreiben, ohne den Widerstand der großen Mehrheit der indigenen Bevölkerung zu berücksichtigen.
Bei den Krawallen, die am Montag begonnen hatten, sind bislang fünf Menschen ums Leben gekommen, darunter zwei Polizisten. Hunderte Menschen wurden verletzt. In einigen Bezirken von Nouméa sei die Lage weiter schwierig, sagte Hochkommissar Le Franc. Dort warteten Hunderte Randalierer nur darauf, sich Scharmützel mit der Polizei zu liefern.
Die frühere französische Kolonie hatte durch das Abkommen von Nouméa 1998 bereits weitgehende Autonomie erlangt. Derzeit versucht Paris, mit den politischen Kräften in dem geopolitisch und militärisch bedeutsamen Territorium ein neues Abkommen zu schließen.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP