Politik

Pornos im Bin-Laden-Schlafzimmer Pentagon entdeckt Videos

Kampf um ein Symbol: Der Krieg gegen den Terror geht weiter.

Kampf um ein Symbol: Der Krieg gegen den Terror geht weiter.

(Foto: picture alliance / dpa)

Washington setzt die gezielte Veröffentlichung von Details aus dem Umfeld des getöteten Terrorchefs Osama bin Laden fort: In dem Material aus dem Versteck in Abbottabad entdecken US-Spezialisten große Mengen pornographischen Materials. Ein Verhör der Bin-Laden-Witwen bleibt unterdessen weitgehend ergebnislos. Sie seien den Ermittlern gegenüber "feindselig" aufgetreten, heißt es aus der US-Hauptstadt.

Osama bin Laden.

Osama bin Laden.

(Foto: REUTERS)

Im pakistanischen Versteck des getöteten Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden haben Spezialkräfte US-Medienberichten zufolge auch pornografisches Material gefunden. Es handele sich um Videos aus der heutigen Zeit, erklärten mehrere Mitarbeiter von US-Behörden. Es sei eine größere Sammlung.

Bei dem Einsatz der US-Navy-Seals gegen Osama bin Laden waren nach dem Tod des Terrorchefs zahlreiche Unterlagen, Datenträger und andere Beweismittel sichergestellt worden. Die Soldaten hielten sich insgesamt fast 40 Minuten in dem Anwesen impakistanischen Abbottabad auf. Insgesamt seien bei der Kommandoaktion eine Million Seiten mit Daten in die Hände der Behörden gefallen, berichteten US-Medien unter Berufung auf Quellen im Pentagon. Beamte sagten nach Angaben des US-Senders ABC, dass sie dadurch in den vergangene zehn Tagen mehr über Al-Kaida erfahren hätten als in den vergangenen zehn Jahren.

Bei der Sichtung und Auswertung der beschlagnahmten Materialien seien auch Pornos gefunden worden, hieß es. Unter anderem habe man "unzüchtige Bilder" entdeckt, die Paare beim Sex zeigen, sagte ein namentlich ungenannter Regierungsmitarbeiter dem US-Sender CBS. Die Experten der US-Regierung hätten außerdem auch digital aufgenommene Pornovideos entdeckt.

Insgesamt habe es sich um eine "große Menge" pornografischen Materials gehandelt, das in einer Holzkiste im Schlafzimmer des Al-Kaida-Chefs gefunden worden sei. Zunächst hatte es nur geheißen, es sei noch unklar, wo genau in dem Anwesen die Materialien gefunden wurden und von wem die Porno-Sammlung angelegt worden war.

Bildmaterial aus dem Terrorversteck: Osama bin Laden begutachtet sich selbst in einem Videomitschnitt. Gezielt veröffentlicht das Pentagon einzelne Eindrücke. Überprüfbare Details zu dem nun aufgefundenen pornografischen Material liegen nicht vor.

Bildmaterial aus dem Terrorversteck: Osama bin Laden begutachtet sich selbst in einem Videomitschnitt. Gezielt veröffentlicht das Pentagon einzelne Eindrücke. Überprüfbare Details zu dem nun aufgefundenen pornografischen Material liegen nicht vor.

(Foto: REUTERS)

Es sei auch nicht bekannt, ob sich Bin Laden die Aufnahmen selbst beschaffte oder anschaute, hatten Regierungsmitarbeiter, die namentlich nicht genannt werden wollten, in ersten Reaktionen erklärt. US-Angaben zufolge gab es in dem Versteck weder Internet noch Festnetzanschlüsse. Wie die Bewohner an das pornografische Material kamen, war zunächst ebenfalls unklar. Die Angaben aus dem Pentagon lassen sich kaum überprüfen. Eine unabhängige Bestätigung für die Authenzität der Angaben liegt nicht vor. US-Quellen bezeichneten die Entdeckung von Pornografie in Terrorverstecken als nicht ungewöhnlich.

Unabhängig davon hatte Pakistan den USA vor dem Wochenende Zugang zu den Witwen des getöteten Al-Kaida-Chefs gewährt. US-Agenten hätten die drei Frauen verhören können, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney. Weitere Einzelheiten gab er nicht bekannt. Zuvor hatte der TV-Sender CNN berichtet, die Frauen seien als Gruppe befragt worden, obwohl die USA sie einzeln hätten verhören wollen. Die älteste der Frauen habe für alle gesprochen; alle drei seien den US-Vertretern gegenüber "feindselig" eingestellt gewesen.

Die Pakistaner hören mit

Bei dem Verhör waren CNN zufolge auch Vertreter des pakistanischen Geheimdienstes ISI anwesend. Von den drei Witwen erhoffen sich die USA Erkenntnisse über das Terrornetzwerk und Informationen zu den Unterstützern Bin Ladens, die sein Versteck in Abbottabad geheim hielten.

Verborgen in Abbottabad: Bislang ist vollkommen unklar, ob der Terrorfürst von der Video-Sammlung überhaupt wusste.

Verborgen in Abbottabad: Bislang ist vollkommen unklar, ob der Terrorfürst von der Video-Sammlung überhaupt wusste.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bei dem Verhör habe es allerdings nicht viele neue Erkenntnisse gegeben, sagte ein Behördenmitarbeiter. Die Frauen seien bislang "nicht sonderlich mitteilsam". Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, David Lapan, bestätigte die Befragungen.

Er gab jedoch keine Einzelheiten preis. Auch welche US-Behörden die Frau befragten, wurde nicht bekanntgegeben. Pakistan will die drei Witwen und ihre Kinder in ihre Heimat zurückschicken. Eine Frau stammt aus dem Jemen, zwei kommen aus Saudi-Arabien.

Gespanntes Verhältnis

Anfang der Woche hatten unterschiedliche Aussagen aus den USA und Pakistan zu möglichen Verhören seiner Witwen durch US-Agenten gesorgt. Das Außenministerium in Islamabad hatte angegeben, keine offizielle Anfrage aus Washington erhalten zu haben.

In der US-Hauptstadt hatte es hingegen aus Regierungskreisen geheißen, die USA warteten auf eine Erlaubnis Pakistans, die Frauen zu verhören. Die Familie des Terrorchefs, zu der auch mehrere Kinder gehören, befindet sich seit der Kommandoaktion in pakistanischer Obhut.

Bush lobt die Tötung: "Gute Entscheidung"

Bin Laden hielt sich in der Garnisonsstadt Abbottabad wahrscheinlich jahrelang versteckt. Er wurde schließlich aufgespürt und am 2. Mai bei einer Kommandoaktion der US-Streitkräfte erschossen. Der frühere US-Präsident George W. Bush äußerte sich einem Medienbericht zufolge über den Einsatz hochzufrieden.

Anti-amerikanische Stimmung in Pakistan: US-Präsident Obama will sich in einer zweiten großen Rede an den arabischen Teil der Welt wenden.

Anti-amerikanische Stimmung in Pakistan: US-Präsident Obama will sich in einer zweiten großen Rede an den arabischen Teil der Welt wenden.

(Foto: AP)

Als er nach dem Tod Bin Ladens vom heutigen Präsidenten Barack Obama über den Entschluss zu dem Einsatz informierte wurde, sagte er laut ABC News: "gute Entscheidung". Die Spezialkräfte der Marineeinheit Navy Seals seien "fantastisch, erfahren, begabt und tapfer", wurde Bush zitiert.

Nach der Tötung des Al-Kaida-Chefs wird US-Präsident Barack Obama am kommenden Donnerstag seine lang erwartete Rede zu den Umwälzungen in der arabischen Welt, Nordafrika und dem Nahen Osten halten. Wie sein Sprecher Carney weiter mitteilte, wird Obama im US-Außenministerium sprechen. .

Beginn einer neuen Ära?

Obamas stellvertretender Nationaler Sicherheitsberater, Ben Rhodes, hatte es kürzlich eine "interessante zeitliche Überschneidung" genannt, dass der Tod Bin Ladens mit dem politischen Wandel in der arabischen Welt zusammenfalle. In der Region entstehe ein gesellschaftliches Modell, das einen "vollkommenen Gegensatz" zur Ideologie Bin Ladens darstelle.

Obama hatte bereits im Juni 2009 in Kairo wenige Monate nach seinem Amtsantritt eine viel beachtete Rede an die muslimische Welt gehalten, in der er einen Neuanfang in den Beziehungen mit den USA angeboten hatte.

Quelle: ntv.de, AFP/rts

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