Trotz guter Umfragewerte Pistorius: Strebe kein anderes Amt mehr an
09.12.2023, 02:56 Uhr Artikel anhören
"Es hat mich überrascht", sagt Pistorius über seine hohen Zustimmungswerte.
(Foto: picture alliance/dpa)
Laut dem Institut Forsa ist Boris Pistorius derzeit der beliebteste Politiker des Landes. Mit seiner Aufgabe im Verteidigungsministerium zeigt sich der SPD-Politiker zufrieden. "Für mich ist das kein Sprungbrett für höhere Aufgaben", erzählt er in einem Interview.
Verteidigungsminister Boris Pistorius strebt trotz anhaltender Beliebtheitswerte in Umfragen kein anderes Amt mehr an. "Für mich ist das kein Sprungbrett für höhere Aufgaben", sagte Pistorius dem "Stern". Es sei ein Vorteil, mit knapp 63 Jahren ins Wehrressort gekommen zu sein. "Ich muss nicht aus Rücksicht auf meine Karriere taktieren oder heikle Themen umgehen." Es sei zwar kein leichtes Amt, sagte Pistorius: "Und doch habe ich es leichter als andere vor mir, weil ich den Ballast weiterer Ambitionen nicht mit mir rumtrage."
Laut dem Ranking des Meinungsforschungsinstituts Forsa aus dem Oktober führt Pistorius die Liste der beliebtesten Politiker des Landes an. Der gebürtige Osnabrücker erhielt von den Deutschen wie schon im September 57 von 100 möglichen Punkten. Über seine anhaltend hohen Zustimmungswerte wundert sich Pistorius. "Es hat mich überrascht", sagte der SPD-Politiker in dem Jahresrückblicks-Interview. "Ich nehme es als Kompliment und freue mich darüber." Klar sei aber auch, dass sich Beliebtheitswerte wieder änderten. "Da mache ich mir keine Illusionen."
"Fehler galten als Karriereknick"
Als eine negative Überraschung bei seinem Amtsantritt bezeichnete Pistorius die Entscheidungsprozesse in der Bundeswehr, die "oft zäh und langsam" seien. "Man hatte sich daran gewöhnt, dass nahezu alle Fragen durch viele Ebenen bis ganz nach oben gehen. So entstanden diese fast endlosen Prozesse." Zudem habe es keine moderne Fehlerkultur in der Truppe gegeben.
"Fehler galten als Karriereknick. Wenn man zum Beispiel als Offizier ins Ministerium kam, galt manchmal die Devise: lieber zwei Jahre unauffällig bleiben als im Zweifel unangenehm aufzufallen", erzählt Pistorius. Wenn man schnellere Entscheidungen treffen wolle, müsse man mutiger werden. "Das beinhaltet das Risiko, auch mal Fehler zu machen, solange diese nicht grob fahrlässig begangen werden."
Zum Stressausgleich rudere er auf dem gleichen Rudergerät wie Schauspieler Kevin Spacey in der US-Serie "House of Cards", verriet Pistorius. "Das ist wirklich toll, weil es nicht so laut ist wie die hydraulischen Rudergeräte." Zudem helfe ihm ein ausgeglichenes Sozialleben, sowie Familie, Freunde und Partnerin. "Seit dem Tod meiner Frau vor acht Jahren war mir bewusst geworden, dass mir wohl ein besonderes Maß an Resilienz mit in die Wiege gelegt worden ist, was mir damals sehr geholfen hat", so Pistorius.
Quelle: ntv.de, jpe