Politik

"Den Amerikanern einen geblasen" Polnischer Minister verärgert USA

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Da waren noch mehr diplomatische Worte im Spiel: US-Außenminister Kerry und Sikorski im November 2013 in Warschau.

(Foto: AP)

Polen wird von einem weiteren Abhörskandal erschüttert. Diesmal ist es Außenminister Sikorski, der unter Druck gerät: Schließlich hatte er sich in einem belauschten Gespräch äußerst derb und undiplomatisch über das Verhältnis zu den USA geäußert.

Polens Außenminister Radoslaw Sikorski hat sich einem Magazinbericht zufolge in derben Worten abfällig über die Beziehungen zu den USA geäußert. Das Verhältnis sei wertlos, zitiert das Magazin "Wprost" aus der Aufzeichnung eines angeblichen Gesprächs des Ministers mit einem Parlamentsabgeordneten.

"Es ist ausgesprochen schädlich, weil es ein falsches Gefühl der Sicherheit vermittelt. Kompletter Blödsinn. Wir geraten in Konflikt mit den Deutschen, Russen - und wir glauben, dass alles super ist, nur weil wir den Amerikanern einen geblasen haben. Versager. Komplette Versager", wird Sikorski widergegeben. In dem Gespräch soll er die Rolle Polens für die USA mit der eines Sklaven verglichen haben. Sikorski war von Ministerpräsident Donald Tusk als neuer Außenbeauftragter der EU ins Gespräch gebracht worden.

Sikorski kritisierte in dem illegal aufgezeichneten Gespräch, das im Rahmen einer Abhöraffäre publik wurde, auch den britischen Premierminister David Cameron. Dem fehle jegliche europäische Kompetenz.

Wer die Aufnahme gemacht haben soll, berichtete das Magazin nicht. Erst vor Kurzem hatte die Zeitschrift mit der Veröffentlichung eines Gesprächs zwischen Zentralbankchef Marek Belka und Innenminister Bartlomiej Sienkiewicz für Aufsehen gesorgt und eine Regierungskrise ausgelöst.

"Wird dem Minister sehr schaden"

Wegen seiner Bemerkungen gerät Sikorski inzwischen massiv unter Druck. Präsidentenberater Tomasz Nalecz sagte im polnischen Nachrichtensender "TVN24", Sikorski solle "sich die Frage stellen, wie der Außenminister eines ernsthaften, zivilisierten Landes der Welt an seiner Stelle handeln würde". Nalecz sagte weiter, über Sikorskis Äußerungen über ein "schädliches" amerikanisch-polnisches Bündnis könne er sich nur wundern. Dies gelte auch für die Verwendung eines rassistischen Ausdrucks in dem Gespräch. "Das wird dem Minister im Ausland sehr schaden", sagte Nalecz.

Ex-Außenminister Wlodzimierz Cimoszewicz hatte sich zuvor für eine Entlassung Sikorskis ausgesprochen. Sikorski selbst bezeichnete den Lauschangriff als "Attacke einer organisierten Verbrecherbande auf die Regierung".

Quelle: ntv.de, ghö/rts/dpa

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